Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Chronische Schmerzen - oft nicht ernst genommen

Donnerstag, 18. Juli 2013 – Autor: Anne Volkmann
Rund 12 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Chronischen Schmerzen. Dennoch ist die Versorgungssituation der Patienten oft mangelhaft. Experten raten Betroffenen, spezielle Schmerzmediziner aufzusuchen – allerdings gibt es davon in Deutschland nicht genug.

12 Millionen Menschen leiden unter chronischen Schmerzen

Akute Schmerzen kennt jeder. Meist verschwinden sie jedoch wieder, wenn die Ursache des Schmerzes beseitigt ist. Von chronischen Schmerzen spricht man, wenn der Schmerz länger als 12 Wochen anhält oder über diesen Zeitraum regelmäßig wiederkehrt. Der chronische Schmerz hat seine Funktion als Warnsignal verloren und lässt häufig keinen Zusammenhang mehr mit den ursprünglichen Ursachen erkennen. Chronische Schmerzen gelten – anders als akute Schmerzen – nicht als Symptom, sondern als eigenständiges Krankheitsbild.

Häufig entwickelt sich bei den Betroffenen ein sogenanntes Schmerzgedächtnis. Dabei werden die Nervenzellen durch die ständigen Schmerzreize überempfindlich und reagieren irgendwann auf kleinste, selbst harmlose Reize mit Schmerzsignalen. Deshalb ist es so wichtig, akute Schmerzen angemessen und vor allem rechtzeitig zu behandeln.

Chronische Schmerzen: 64 Prozent haben jeden Tag Schmerzen

Zehn bis zwanzig Prozent der Bundesbürger, also etwa 12 Millionen Menschen, leiden Schätzungen zufolge unter chronischen Schmerzen. Damit zählen chronische Schmerzen zu den größten Gesundheitsproblemen in Deutschland. Jährlich verursachen sie Kosten in Höhe von 38 Milliarden Euro – allein 28 Milliarden aufgrund von Arbeitsunfähigkeit und Berentung.

Chronische Schmerzen beeinträchtigen die Betroffenen in vielerlei Hinsicht: psychisch, physisch und sozial (beispielsweise durch sozialen Rückzug oder Isolierung). Am häufigsten vertreten sind chronische Rückenschmerzen, gefolgt von Gelenk-, Kopf- und Nackenschmerzen. 64 Prozent der Patienten berichten, dass sie jeden Tag unter Schmerzen leiden.

Schmerz-Patienten fühlen sich oft nicht ernst genommen

Daher ist es für die Betroffenen besonders problematisch, dass sie sich mit ihren Beschwerden häufig nicht ernst genommen fühlen. In einer Umfrage gaben 40 Prozent der Patienten an, dass ihr Arzt ihre Schmerzen nicht als echtes Problem ansah. Vielen Menschen ist nicht klar, dass Schmerzen wie kaum eine andere Erkrankung die körperliche und seelische Lebensqualität beeinflussen und jede Freude am Leben nehmen können. Nicht selten wünschen sich Betroffene sogar den Tod, weil sie die Schmerzen nicht mehr aushalten können.

Besonders erschreckend ist, dass die Patienten oft keine angemessene Therapie erhalten. Dabei würden sich die Beschwerden durch eine konsequente Behandlung häufig vermeiden oder zumindest verringern lassen. Doch 48 Prozent der Allgemeinmediziner erklären, nicht sicher zu sein, was sie tun sollen, wenn ein Patient über längere Zeit über Schmerzen klagt. Experten raten daher Betroffenen, einen ausgebildeten Schmerzmediziner oder ein Schmerzzentrum aufzusuchen. Allerdings fehlen in Deutschland Schätzungen zufolge Tausende solcher speziell ausgebildeten Ärzte.

Foto: © Fotowerk - Fotolia.com

Lesen Sie auch:
  • Versorgungssituation bei chronischen Schmerzen
  • Multimodale Schmerztherapie
  • „Wege aus dem Schmerz“
  • Tipps für Patienten mit chronischen Schmerzen
Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Schmerzen

27.03.2019

Viele Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Nicht selten sind diese für die Betroffenen so unerträglich, dass sie sich das Leben nehmen. Eine US-Studie zeigt: Fast neun Prozent der Menschen, die sich das Leben genommen haben, hatten vorher chronische Schmerzen.

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin