Chemoradiatio bei Lungenkrebs: Studie belegt leichten Überlebensvorteil
Lungenkrebs wird oft erst entdeckt, wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist. Eine Operation ist in den meisten Fällen zu riskant, nur etwa jeder vierte Patient kann operiert werden. Ärzte können dann versuchen, den Tumor durch eine Strahlentherapie zu verkleinern und durch Chemotherapie die Bildung von Metastasen zu verzögern. Während der Nutzen einer Chemotherapie bereits durch jüngere Studien belegt ist, war der Stellenwert der zusätzlichen Bestrahlung bislang noch nicht ganz klar. In einer größeren Studie wurde nun erstmals der Wert einer Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie (Chemoradiatio) untersucht.
Patienten mit nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom lebten durch die Strahlentherapie im Schnitt drei Monate länger
Ärzte in Norwegen prüften das Verfahren an 191 Patienten mit einem inoperablen nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom, der häufigsten Form von Lungenkrebs. Dabei bekamen alle Patienten eine Chemotherapie. Bei der Hälfte wurde zusätzlich eine Strahlentherapie durchgeführt. Das Ergebnis: Die Chemoradiatio verlängerte die mittlere Überlebenszeit der Patienten von 9,7 auf 12,6 Monate. Allerdings profitierten nur die Patienten, deren Alltagsaktivität durch die Krankheit noch nicht eingeschränkt war. Patienten, die durch Alter oder Erkrankung bereits stark behindert waren, hatten laut Studie keinen Überlebensgewinn. „Wir würden diesen Patienten derzeit von einer Bestrahlung abraten“, sagt Prof. Dr. Frederik Wenz, Direktor der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Mannheim. Bei anderen könne die Strahlentherapie helfen, die Überlebenszeit ohne große Einschränkungen der Lebensqualität zu verlängern. Die Auswirkungen der Strahlentherapie müssten aber mit jedem Patienten ausführlich besprochen werden, so der Radioonkologe.
Chemoradiatio: Entzündung der Speiseröhre häufigste Komplikation
In der Studie kam es bei 85 Prozent der Patienten durch die Bestrahlung zu einer vorübergehenden Entzündung der Speiseröhre. Die sogenannte Ösophagitis kann für die Patienten kurzfristig sehr schmerzhaft sein und die Nahrungsaufnahme behindern. Abgesehen von dieser kurzen Phase soll sich die Lebensqualität in der Chemoradiatio-Gruppe aber nicht verschlechtert haben, geht aus der norwegischen Studie hervor. „Jeder Patient muss zusammen mit dem Arzt individuell entscheiden, welche Therapie für ihn geeignet ist“, zieht Experte Wenz ein Fazit.
In Deutschland erkranken jedes Jahr mehr als 50.000 Menschen an Lungenkrebs, Bronchialkarzinome sind nach wie vor die häufigste Krebstodesursache.
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