Charité-Forscher wollen Gentherapie bei HIV beschleunigen
Jüngste Fortschritte in der klinischen Forschung mit Blutstammzellen lassen hoffen, dass bald eine funktionelle Heilung von HIV möglich wird. Bei der neuen Gentherapie werden anti-HIV-Gene in Blutstammzellen eingebracht, so dass das Immunsystem gegen HIV resistent wird. Die Infektion könnte somit dauerhaft kontrolliert werden und eine Ansteckung verhindert werden, hoffen Wissenschaftler.
Gentherapie: der Fahrplan der Charité
Damit die neue Gentherapie schnell und sicher in die klinische Anwendung gehen kann, haben Wissenschaftler der Charité gemeinsam mit verschiedenen europäischen Regulierungsbehörden für Arzneimittelzulassung einen Fahrplan erstellt. Darin wird beschrieben, wie ein Sicherheits- und Wirksamkeitsprofil für eine solche Gentherapie aussieht und welche Schritte bis zur klinischen Anwendung unternommen werden müssen. Das Papier beleuchtet außerdem die Unterschiede in den europäischen und amerikanischen Regularien. Diese Unterschiede betreffen sowohl die Therapie als auch die Anforderungen an präklinische und klinische Studien – und sind oft immense Hürden für Forscher.
Bürokratische Hürden manchmal größer als wissenschaftliche
„Eine solche Arbeit ist sowohl für Kliniker als auch für Forscher sehr schwierig, aber diese Schwierigkeiten sind nicht unüberwindlich, wenn ein strukturierter Ansatz, wie ihn der vorliegende Fahrplan aufzeigt, eingehalten wird“, sagt Wissenschaftler Mohamed Abou El-Enein vom Berlin-Brandenburger Centrum für Regenerative Therapien (BCRT) der Charité. Der Fahrplan ziele auf einen frühen und fruchtbaren Dialog zwischen Forschung und Regulierungsbehörden, der unerlässlich bei der Einführung von neuen Therapien sei. Bestehende Hürden könnten damit besser gemeistert werden, so El-Enein. Er und seine Kollegen haben in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Trends in Molecular Medicine einen Diskussionsbeitrag veröffentlicht.
Gentherapie setzt bei den Ursachen für HIV an
Die große Bedeutung der Gentherapie gründet sich darauf, dass diese bei HIV eine Kausaltherapie – also die Behandlung der eigentlichen Krankheitsursache – möglich machen könnte. Damit unterscheidet sie sich gründlich von der antiretroviralen Therapie (ART), mit der zurzeit die meisten HIV-Patienten behandelt werden. Diese verlängert zwar das Leben und verbessert die Lebensqualität - sie heilt jedoch nicht.
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