Charité-Forscher will Rätsel um ringförmige DNA bei Krebs-Patienten lösen

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Der Kinderonkologe Prof. Anton Henssen von der Charité - Universitätsmedizin Berlin und vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft untersucht mit einem internationalen Team die Rolle ringförmiger DNA bei der Entstehung und Bekämpfung von Krebs. Dafür stellt eine Förderinitiative weltweit 24 Millionen Euro zur Verfügung.
Bereits 2014 machte Prof. Henssen in den Zellen krebskranker Kinder eine ungewöhnliche Entdeckung. Dort hatten sich kleine Ringe aus DNA angesammelt. Ein Teil der genetischen Information war somit nicht mehr wie gewöhnlich in den Chromosomen verpackt. Offensichtlich brachten die Ringe das restliche Erbgut derart durcheinander, dass die kindlichen Zellen anfingen, sich zu verändern.
Fast zwei Drittel aller Tumore tragen die DNA-Ringe
"Als ich anfing, mich für die zirkuläre DNA und ihre Rolle bei der Entstehung von Krebs zu interessieren, war ich damit ziemlich allein", erzählt der 36-jährige, der sich neben der Forschung an der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie um seine kleinen Krebspatienten kümmert.
Inzwischen sei das Forschungsfeld weiter ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses gerückt. Man wisse mittlerweile, dass fast ein Drittel aller kindlichen und erwachsenen Tumore in ihren Zellen DNA-Ringe tragen und dass diese Tumore fast immer besonders aggressiv seien. "Wir wollen herausfinden, was genau diese Ringe so gefährlich macht, wie sie entstehen und wie wir sie ausbremsen können – um so effektivere Therapien zu entwickeln", sagt Henssen weiter in einer Pressemitteilung.
Charité-Forscher will das Rätsel um ringförmige DNA bei Krebs-Patienten lösen
Henssen und sein Projekt "CancerCirculome" werden bereits seit zwei Jahren vom European Research Council unterstützt. Nun kommt neues Geld von der Förderinitiative "Cancer Grand Challenges", die von den größten Geldgebern in der Krebsforschung weltweit, der Cancer Research UK und dem National Cancer Institute der National Institutes of Health in den USA, getragen wird. Für das Team um den Charité-Forscher, der das Rätsel um ringförmige DNA bei Krebs-Patienten lösen will, gibt es dabei eine Million Euro über fünf Jahre.
Beteiligt sind auch Forschende des Berlin Institute of Health in der Charité. Sie wollen sich die Struktur der Ringe genauer anschauen und herausfinden, wie ihre DNA in Histonen und anderen Proteinen verpackt ist, und wie die Expression ihrer Gene reguliert wird. "Möglicherweise führen Veränderungen in der Genexpression dazu, dass Tumore mithilfe der Ringe gegen die derzeit vorhandenen Therapien resistent werden", sagt Henssen, der am 1. Juni an der Charité eine Mildred-Scheel-Professur der Deutschen Krebshilfe antrat. Ziel sei es letztlich, die Ringe zu attackieren und den Tumor verschwinden zu lassen.