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Charité: Behandlung von Julia Timoschenko hat begonnen

Sonntag, 9. März 2014 – Autor:
Seit Freitagabend befindet sich Julia Timoschenko in der Charité. Am Wochenende gaben die behandelnden Ärzte Details zu ihrem Gesundheitszustand bekannt.
Das Ärzte-Team der Charité: Optimistisch, dass Julia Timoschenko wieder vollständig genesen wird

Das Ärzte-Team der Charité: Optimistisch, dass Julia Timoschenko wieder auf die Beine kommt

Julia Timoschenko geht es den Umständen entsprechend gut. Das gab Charité-Vorstandschef Prof. Karl Max Einhäupl auf einer Pressekonferenz am Samstag bekannt. Die 53-Jährige werde mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eigenständig laufen können.

Die ukrainische Oppositionspolitikerin war am Freitag in Berlin eingetroffen. Seither wird sie in der Charité wegen eines Rückenleidens stationär behandelt. Nach Auskunft der behandelnden Ärzte leidet Julia Timoschenko an einer chronischen Schmerzerkrankung, die aus drei Bandscheibenvorfällen und Entzündungen der Wirbelgelenke, einem so genannten Facettensyndrom, resultiert. Durch die Bandscheibenvorfälle wurden offenbar die Nervenwurzeln L3 und S1 in Mitleidenschaft gezogen.

Julia Timoschenko: weitere Diagnostik nötig

Erste therapeutische Schritte wie physikalische Maßnahmen seien bereits eingeleitet worden, erklärte das Ärzteteam. Ob die prominente Patientin an der Bandscheibe operiert werden muss, stellt sich am Montag heraus. Bis dahin werde man Timoschenko weiter gründlich untersuchen. „Wir müssen erst klären, wo das Hauptproblem liegt, um eine definitive Therapieentscheidung treffen zu können“, sagte Einhäupl.

Als gesichert gilt indes, dass Timoschenko eine Infiltrationstherapie erhalten wird. Hierbei handelt es sich um eine invasive Maßnahme, „bei der wir die entzündeten Bereiche der Wirbelsäule mit Schmerz- und entzündungshemmenden Mitteln infiltrieren“, erklärte der Chefarzt der neurochirurgischen Klinik Prof. Peter Vajkoczy. Dadurch werde die Patientin sehr viel schneller wieder mobiler. Auch die physikalischen Maßnahmen sollen in jedem Fall fortgesetzt werden. Timoschenkos Muskulatur sei aufgrund ihrer langen Zeit im Rollstuhl erheblich geschwächt, erklärte Dr. Annet Reißhauer, die Timoschenko bereits in der Ukraine untersucht hatte.

"Die Patientin wirkt erleichtert, aber nicht geschwächt"

Timoschenko sitzt seit gut zwei Jahren im Rollstuhl oder bewegt sich allenfalls mit einem Rollator. Die drei Bandscheibenvorfälle hatten sich während ihrer Haft ereignet, der erste im Oktober 2011, der letzte im Mai 2013. Eine Behandlung in der Ukraine hatte Timoschenko abgelehnt, weil sie den Behörden misstraute. Nach ihrer Freilassung vor zwei Wochen hat sich Timoschenko jetzt auf eigenen Wunsch zur Behandlung in die Charité begeben. „Julia Timoschenko wirkt erleichtert, aber nicht geschwächt“, sagte Neurologe Prof. Matthias Endres. „Sie hat einen starken Willen, wieder gesund zu werden.“

Wie lange Timoschenko in der Charité bleiben wird, darüber wollten die Ärzte am Samstag keine genauen Angaben machen. „Das hängt natürlich von den Therapieentscheidung ab“, sagte Einhäupl. Sollte Timoschenko operiert werden, würde das ihren Aufenthalt aber nicht wesentlich verlängern. In der Regel werden Patienten schon vier bis fünf Tage nach einer Bandscheiben-OP entlassen, erläuterte Peter Vakjkoczy. Mitunter werde der minimalinvasive Eingriff sogar ambulant durchgeführt.

Timoschenko zahlt ihre Rechnung selbst

Die prominente Patientin liegt nach Angaben der Ärzte in einem ganz „normalen“ Krankenzimmer und wird ihre Rechnung selber zahlen. „So wie jeder andere Patient aus dem Ausland auch.“ An der Charité werden derzeit noch andere Ukrainer behandelt, die im Zuge der Unruhen in Kiew ernsthaft verletzt worden sind. Anders als die wohlhabende Timoschenko werden die meisten von ihnen ihre Rechnung jedoch nicht selbst begleichen können. Charité-Chef Einhäupl erklärte, die Frage nach den Behandlungskosten sei in diesen Fällen zweitrangig. „Wir haben die Patienten aus humanitären Gründen aufgenommen.“

Foto v. ln.r: Charité Vorstand Einhäupl und die Chefärzte Reißhauer, Haas, Endres und Vajkoczy

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik , Medizin
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