Caritas kritisiert Zustände vor dem LaGeSo
Die Lage vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) spitzt sich immer weiter zu. Durch den Kälteeinbruch in Berlin sind viele Flüchtlinge bereits ernsthaft erkrankt. Bilder zeigen Kleinkinder, die vor Kälte blau angelaufen sind. Trotz frostiger Temperaturen bilden sich schon nachts um eins lange Warteschlangen.
Der Caritasverband für das Erzbistum Berlin hat die Lage jetzt scharf kritisiert und den Senat zum Handeln aufgefordert. „Die Zustände vor dem LaGeso sind nicht mehr verantwortbar“, sagte Caritasdirektorin Ulrike Kostka. „Wir können nicht mehr ausschließen, dass Menschen sterben.“ Den Berliner Senat forderte sie zu sofortigen Schutzmaßnahmen für die wartenden Flüchtlinge am Berliner LAGeSo-Gelände auf. Die Flüchtlinge müssten künftig in ihren Unterkünften auf die Registrierung warten können – und nicht draußen in der Kälte. Außerdem müsse die Koordinierung der medizinischen Versorgung für Flüchtlinge in Berlin zügiger vorangebracht werden.
Zitternde und blau angelaufene Kinderam LaGeSo
„Da eine Vielzahl der Flüchtlinge teilweise schwerwiegend erkrankt ist, verlangen wir die sofortige Einrichtung eines Koordinierungsstabes für die medizinische Versorgung von Flüchtlingen“, erklärte Kotska. Träger von Flüchtlingsheimen hatten dies in einem gemeinsamen Treffen am Dienstag bekräftigt.
Am Donnerstag wird im ehemaligen LBB-Gebäude in der Bundesallee eine weitere Registrierungsstelle eröffnet. Laut der Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales werden dort bundesweit „beispielgebend“ die zuständigen Landes- und Bundesbehörden die Asylbegehren der Flüchtlinge von der Erstregistrierung bis hin zur Entscheidung an einem Ort durchgeführt. Es mehren sich jedoch Zweifel, dass die neue Stelle tatsächlich eine Verbesserung bringt.
„Da die Flüchtlinge weiterhin vom LAGeSo aus in die Bundesallee gebracht werden sollen, wird sich die Wartesituation am LAGeSo nicht entschärfen“, erklärte Kotska. Deshalb müssten vorhandene Zelte auf dem LAGeSo-Gelände auch nachts zugänglich gemacht und die Warteschlangenvor der Registrierungsstelle überdacht und beheizt werden, forderte die Caritaschefin.
Flüchtlingszelte vor dem Deutschen Bundestag unerwünscht
Die dramatische Situation am Berliner LAGeSo zeigt, dass die Parole „Wir schaffen das“ immer mehr zu einer leeren Phrase verkommt. Da passt es auch, dass die Kanzlerin die Flüchtlinge nicht vor ihrer Haustür haben will. In einem Interview hatte Merkel zugegeben, Zelte vor dem Deutschen Bundestag würden die vielen Touristen abschrecken. Gefragt, ob sie persönlich bereit sei, bei sich zu Hause Flüchtlinge aufzunehmen, sagte sie der BILD: „Auch wenn ich großen Respekt für die Menschen habe, die das tun, könnte ich mir das für mich derzeit nicht vorstellen.“
Die nächsten Sonderzüge aus Bayern sind indes schon angekündigt. Der Berliner Senat rechnet in der kommenden Woche täglich mit 350 bis 450 Flüchtlingen.
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