Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
 

CAR-T-Zelltherapie von Novartis: Bei Therapieversagen gibt es Geld zurück

Donnerstag, 7. März 2019 – Autor:
Die CAR-T-Zelltherapie ist ein neuer Therapieansatz gegen Krebs. Novartis knüpft die Erstattung seines Krebsmittels Kymriah nun an ein Erfolgsmodell: Versagt die Therapie, bekommt die Kasse einen Teil der Kosten zurück.
CAR-T-Zelltherapie  Novartis

Novartis führt einen Teil der Arzneimittelkosten für Kymriah an die Krankenkassen zurück, sollte innerhalb eines definierten Zeitraums das Therapieergebnis Überleben nicht erreicht werden

Im vergangenen Jahr wurde die CAR-T-Zelltherapie in Deutschland bei bestimmten Krebsformen zugelassen. Die Therapie ist extrem teuer – und kostet zwischen 320.000 und 450.000 Euro. Novartis hat nun für seine zelluläre Immuntherapie Kymriah® (Tisagenlecleucel) ein Pilotprojekt gestartet, das den Preis mit dem Erfolg verknüpft: Stirbt der Patient in einem bestimmten Zeitraum, bekommen die Krankenkassen einen Teil der Therapiekosten zurückerstattet. Dafür hat der Pharmakonzern einen Vertrag mit der GWQ ServicePlus AG (Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen) geschlossen. Das innovative Erstattungsmodell gilt bis zum Abschluss der Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband. Es handelt sich damit um die erste derartige Vereinbarung für eine onkologische Gentherapie und für eine CAR-T-Zelltherapie in Deutschland.

Pay for Outcome

„Wir sind der Überzeugung, dass innovative Erstattungsmodelle zukunftsweisend sind, und zwar insbesondere für Gentherapien, die ein hohes Potenzial für die Heilung von Krebspatienten aufweisen und als Einmalgabe stattfinden“, erläutert Markus Karmasin, Leiter des Geschäftsbereiches Zell- & Gentherapie bei Novartis Onkologie in Deutschland, Novartis Pharma GmbH.

Die Therapie wird in einem aufwändigen, individualisierten Herstellungsprozess für jeden einzelnen Patienten aus körpereigenen Immunzellen hergestellt. Die Behandlung mit der Kymriah®-CAR-T-Zelltherapie erfolgt nur ein einziges Mal und kommt in Deutschland für nur eine sehr kleine Patientenpopulation von wenigen hundert Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungsverläufen in Frage.

 

Akute Leukämien und B-Zell-Lymphome

Kymriah ist zugelassen zur Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen erwachsenen Patienten im Alter bis zu 25 Jahren mit refraktärer oder rezidivierter akuter lymphatischer B Zell Leukämie (ALL) sowie bei erwachsenen Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem diffus großzelligen B Zell Lymphom (DLBCL) nach zwei oder mehr Linien einer systemischen Therapie. Das bedeutet: Erst wenn alle anderen Krebstherapien gescheitert sind, darf die zelluläre Immuntherapie zum Einsatz kommen. Studien hatten gezeigt, dass mit einer einzigen Behandlung bei vielen Betroffen die Erkrankung nicht mehr nachweisbar ist.

Mit dem neuen Erstattungsmodell Pay for Outcome will Novartis nach eigenen Angaben  eine schnellere Patientenversorgung mit der CAR-T-Zelltherapie ermöglichen. Der dem Modell zugrundeliegende Outcome-Parameter ist das Überleben der behandelten Patienten. Wie das Überleben genau definiert ist und wie hoch im Falle eines Therapieversagens die Rückerstattung ist, darüber machte das Unternehmen keine Angaben.

Therapie wirkt nur bei entarteten B-Zellen

Die CAR-T-Zell-Therapie ist eine zelluläre Therapie aus dem Bereich der Immuntherapien. Im ersten Schritt werden dem Patienten T-Lymphozyten – kurz T-Zellen entnommen, die im Labor gentechnisch umprogrammiert und vermehrt werden. Anschließend bekommt der Patient die veränderten Zellen zurück. Eine einmalige Gabe ist ausreichend. Dann können die „neuen“ T-Zellen auf die Jagd der Krebszellen gehen. Damit das klappt, wurden sie (im Labor) auf der Oberfläche zusätzlich mit einem sogenannten chimären Antigenrezeptor (CAR) ausgestattet. CAR ist auf die Erkennung das Oberflächenmerkmals CD19 abgerichtet, das in allen Krebszellen, die von B-Zellen ausgehen, vorkommt. CD19 ist also ein idealer Angriffspunkt, damit das Immunsystem die Krebszellen erst erkennen und dann vernichten kann. Und genau das machen sich die zugelassenen CAR-T-Zelltherapien zu Nutze. Die Heilungsraten liegen bei der ALL bei knapp 80 Prozent, bei den Lymphomen ist die Ansprechrate nicht ganz so groß.

Foto: © psdesign1 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Immuntherapie , Leukämie , Lymphom
 

Weitere Nachrichten zum Thema Leukämie

 

Aktuelle Nachrichten

Mehr zum Thema
 
Weitere Nachrichten
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Berliner Corona-Lagebericht informiert weiterhin über die aktuelle Infektionslage in der Stadt und ihren Bezirken. Doch weil sich die Lage geändert hat, hat der Berliner Senat den Bericht nun überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst.
 
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin