Burnout unterliegt nicht mehr derselben Stigmatisierung wie früher. Nachdem sich eine Reihe Prominenter wie Ralf Rangnick, der ehemalige Trainer vom FC Schalke 04, oder der Fernsehkoch Tim Mälzer dazu bekannt haben, fällt es Betroffenen leichter, darüber zu reden. Doch je öfter in den Medien von Burnout die Rede ist, desto mehr häufen sich auch kritische Berichte zu dem Begriff, von dem viele gar nicht wissen, was er wirklich bedeutet. Dabei ist es wichtig, den Zustand ernst zu nehmen, denn er kann auch ein Hinweis auf eine andere Erkrankung sein.
Burnout: ein Teufelskreis
Burnout bezeichnet eine starke seelische Erschöpfung verbunden mit einer verringerten Leistungsfähigkeit. Dazu treten häufig eine verstärkte Reizbarkeit und manchmal auch körperliche Symptome wie Schmerzen auf. Ein Burnout ist häufig durch Überlastung beim Arbeitsplatz bedingt, kann aber auch andere Ursachen wie familiäre Probleme oder seelische Konflikte haben. Typisch ist, dass die Betroffenen versuchen, den Abfall ihrer Leistungsfähigkeit durch noch mehr Arbeit oder Anstrengung zu kompensieren, was den Zustand nur verschlimmert und die Belastbarkeit immer weiter senkt. Ein Teufelskreis beginnt. Am Ende hat der Betroffene den Eindruck, selbst die kleinsten Aufgaben nicht mehr bewältigen zu können.
Keine medizinische Diagnose
Nach den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Burnout keine medizinische Diagnose, sondern nur einer der Faktoren, die zu anderen Krankheiten wie Depression, Angststörungen, Alkoholmissbrauch oder Bluthochdruck führen können. Burnout kann aber auch ein Indikator für Psychosen, Multiple Sklerose oder Tumore sein. Es ist daher wichtig zu erkennen, ob der Zustand der Erschöpfung nur Anzeichen einer temporären Überlastung oder aber Symptom einer anderen, schwerer wiegenden Erkrankung ist. Bleibt zum Beispiel eine Depression unerkannt, kann dies dramatische Folgen haben.
Symptome ernst nehmen
Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPNN) weist in einem Positionspapier darauf hin, dass es für Burnout selbst ohne eine gleichzeitig bestehende Erkrankung keine nachweislich wirksame Therapie gebe. Gerade deshalb sei es wichtig, die Symptome zwar ernst zu nehmen, den Begriff Burnout aber vorsichtig zu verwenden und genau zu untersuchen, ob sich hinter dem Zustand eine andere Erkrankung verbirgt.
Das Problem ist also weniger, dass Burnout zu oft diagnostiziert wird, sondern mehr, dass unter Umständen eine zugrunde liegende Krankheit nicht erkannt wird. Wer bei sich einen anhaltenden Zustand der Erschöpfung bemerkt und das Gefühl hat, immer mehr zu arbeiten und dabei immer weniger zu leisten, sollte daher unbedingt einen Arzt, am besten einen Psychiater aufsuchen. Auf keinen Fall sollte man versuchen, mit noch mehr Arbeit gegenzusteuern, denn so gerät man nur tiefer in die Burnout-Falle hinein.