Bundesgesundheitsminister: Mehr Qualität und weniger Ärztemangel
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe hat sich viel vorgenommen. Was alles auf seiner politischen Agenda steht, fasste er am Mittwoch beim Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit in Berlin zusammen. Druck will der Minister vor allem bei der Versorgung in ländlichen Regionen machen. Dem sich abzeichnenden Ärztemangel auf dem Land will er durch verschiedene Anreizmodelle für Ärzte entgegenwirken. MVZ sollten auch von Kommunen betrieben werden können, damit junge Ärzte zunächst im Angestelltenverhältnis arbeiten könnten. „Junge Mediziner wollen heute Beruf und Familie in Einklang bringen, diesen Wunsch müssen wir Ernst nehmen“, sagte Gröhe. Den mit dem Landärztegesetz in der letzten Wahlperiode eingeschlagenen Weg müsse man konsequent weitergehen – dazu gehörten etwa die Aufhebung der Residenzpflicht und Vergütungsanreize für eine Niederlassung in unterversorgten Regionen.
Sektorengrenzen aufbrechen
Die Sektorengrenzen zwischen ambulant und stationär will der Minister künftig stärker aufbrechen und dazu auch den jüngsten Bericht des Sachverständigenrates genau studieren. So will er etwa die Möglichkeiten der medizinischen Versorgungszentren auf stationäre Behandlungsformen in Regionen ohne Klinikversorgung erweitern. Umgekehrt sollten Kliniken in unterversorgten Regionen verstärkt ambulant behandeln dürfen. Außerdem will der Minister prüfen, welche ärztlichen Tätigkeiten an qualifiziertes Pflegepersonal oder Praxishelfer delegiert werden könnten. Um mehr Medizinstudenten für Allgemeinmedizin zu begeistern, soll nach den Vorstellungen des Ministers bis 2020 an jeder medizinischen Fakultät ein entsprechender Lehrstuhl vorhanden sein.
E-Health weiter ausbauen
Noch im Laufe des Jahres 2014 will Gröhe einen Entwurf für ein E-Health-Gesetz vorlegen. „Mit dem Gesetz möchten wir die gesetzlichen Rahmenbedingungen für den Aufbau und die Nutzung der Telematikinfrastruktur weiter konkretisieren, um diesen Prozess zu beschleunigen“, sagte er bei seiner Eröffnungsrede auf dem Hauptstadtkongress. Nachdem alle gesetzlich Versicherten mit einer elektronischen Gesundheitskarte ausgestattet seien, gehe es nun darum, zügig Anwendungen zum Nutzen von Patienten und Patientinnen einzuführen. Gröhe will außerdem die Telematikinfrastruktur als zentrale Infrastruktur auch für weitere Anwendungen öffnen. „Es geht im Kern darum, die vielen Inseln guter Kommunikationssysteme, die wir jetzt haben, nicht weiter voneinander abzuschotten, sondern interoperabel zu gestalten, damit sie sowohl den Arbeitsalltag der Leistungserbringer erleichtern als auch den Menschen unmittelbar nutzen“, betonte er.
Last but not least will Gröhe noch in diesem Jahr einen Entwurf des Präventionsgesetzes vorlegen. Und im nächsten Jahr soll mit dem Aufbau eine Qualitätsinstituts begonnen werden. Überdies versprach er einen massiven Bürokratieabbau in der Pflege und insgesamt fünf Milliarden mehr für den Pflegebereich. Das Fazit seiner Rede, zog der Minister selbst. „Der Bundesgesundheitsminister gibt Gas.“ Ob er seine guten Vorsätze auch wahrmachen kann, muss er aber noch beweisen.