Bürokratieindex: So viel Zeit verbringen Ärzte mit Papierkram

Bürokratieindex zeigt die hohe Belastung niedergelassener Ärzte – Foto: Antonioguillem - Fotolia
Seit Jahren klagen Ärzte und Psychotherapeuten über zu viel Bürokratie. Nun wird transparent, wie viel Zeit die Niedergelassenen tatsächlich am Schreibtisch verbringen: Der neue Bürokratieindex der kassenärztlichen Bundesvereinigung zeigt, dass allein in diesem Jahr 52 Millionen Stunden für Papierkram draufgingen. Zeit, die für die eigentliche Patientenversorgung verlorengeht.
Zwar habe es an einigen Stellen Entlastungen gegeben, beispielsweise durch die Abschaffung der Auszahlscheine im Krankengeldfall, meint der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. Aber es seien auch immer neue Belastungen hinzugekommen. „52 Millionen Stunden sind einfach immer noch zu viel. Die Zeit der Niedergelassenen ist schließlich in erster Linie für die Patienten da und nicht für den Papierkram“, betonte Gassen bei der Vorstellung des neuen Bürokratieindex.
Seit 2013 geringe Entlastung
Der Bürokratieindex wurde in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) entwickelt und basiert auf dem sogenannten Standardkosten-Modell. Dabei wurde die Bestandsmessung durch das Statistische Bundesamt aus dem Jahr 2013 auf den neuesten Stand gebracht. Nach KV-Angaben lag der Bürokratieaufwand 2013 noch bei 55 Millionen Stunden, was einem Gegenwert von 2,36 Milliarden Euro entspricht. Der Bürokratieindex ist somit von der Basis 100 im Jahre 2013 auf den Wert 95,28 in 2016 gefallen. „Diese Absenkung geschieht jedoch von einem viel zu hohen Niveau aus“, kritiserte Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KV Westfalen-Lippe.
Bürokratieindex soll beim Bürokratieabbau helfen
Der Bürokratieindex soll künftig jährlich aktualisiert und veröffentlicht werden. Damit wollen die Initiatoren ihre Forderung nach einem Bürokratieabbau mit Zahlen untermauern. „Die durch den Bürokratieindex gewonnenen Erfahrungen werden bei der gemeinsamen Entbürokratisierung helfen und zukünftig auch die verhinderte Bürokratie sichtbar machen“, ist Kriedel zuversichtlich. Ein solcher Praxistest sei unabdingbar, damit sich die Ärzte wieder mehr um ihre Patienten kümmern könnten.
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