Brustkrebs: Weniger Lymphödeme nach Bestrahlung
Früher haben Ärzte bei Brustkrebs grundsätzlich alle Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt. Heute werden erst die Wächterlymphknoten untersucht, das sind die Lymphknoten, die für das Ableiten der Lymphe aus der Brust zuständig sind. Nur wenn diese befallen sind, werden weitere Lymphknoten aus der Achsel entfernt. Da die Lymphflüssigkeit danach aber oft nicht mehr richtig abfließen kann, klagen viele Frauen über geschwollene Arme. „Die Ausräumung der Axilla hat bei vielen Frauen eine schmerzhafte und dauerhafte Schwellung des Arms mit Bewegungseinschränkungen zur Folge, die wir als Lymphödem bezeichnen“, sagt Professor Michael Baumann von der Klinik für Strahlentherapie am Universitätsklinikum Dresden. Bei vielen Frauen im Frühstadium des Brustkrebses könne das Lymphödem jedoch verhindert werden, wenn sie stattdessen eine Bestrahlung erhielten.
Operierte leiden fast doppelt so häufig an einem Lymphödem
Radioonkologe Baumann stützt seine Aussage auf die Ergebnisse der AMAROS-Studie (After Mapping of the Axilla: Radiotherapy or Surgery?). An der Studie hatten neun europäische Länder und fast 5.000 Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium teilgenommen. Der Tumor war bei ihnen kleiner als drei Zentimeter und die Lymphknoten in der Achsel waren noch nicht tastbar. Die Studie hat gezeigt, dass es unter den Patientinnen mit einem positiven Wächter-Lymphknoten nach der Strahlentherapie nicht signifikant häufiger zu einem Tumorrückfall in der Achselhöhle kommt. Zudem hatten die Patientinnen, die eine Radiotherapie erhalten hatten, deutlich seltener ein Lymphödem als die operierten Patientinnen: Nach der Operation litten im ersten Jahr 28 Prozent an der schmerzhaften Schwellung des Arms, nach fünf Jahren waren es noch 23 Prozent. Bei der Bestrahlungsgruppe waren es im Vergleichszeitraum nur 15 beziehungsweise 14 Prozent.
Kein Unterschied bei der Lebensqualität
„Die Frage, ob eine Strahlentherapie bei einem positiven Lymphknotenbefund die Ausräumung der Achselhöhle ersetzen kann, kann jetzt eindeutig bejaht werden“, sagt der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie (DEGRO) Professor Frederik Wenz. Die Studie hat allerdings auch gezeigt, dass sich viele Frauen mit einem Lymphödem offenbar arrangieren. In beiden Gruppen gab es bei der Frage nach der Lebensqualität keinen Unterschied. Strahlentherapeut Wenz meint, die Konkurrenz zur Operation sollte daher nicht überbewertet werden. Beide Therapien hätten sich als äußert effektiv erwiesen.
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