Brustkrebs und schwanger? Überlebenschance verschlechtert sich nicht

Eine Schwangerschaft verschlechtert die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen in der Regel nicht
Schwanger und Brustkrebs? Früher bedeutete das für viele betroffene Frauen die Abtreibung. Heute wird dazu in den meisten Fällen nicht mehr geraten und die Frauen können ihre Kinder normalerweise austragen. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Patientinnen die passende Therapie bekommen. So erhöht eine Chemotherapie im ersten Drittel der Schwangerschaft das Risiko für Fehlbildungen beim Kind deutlich. Findet die Behandlung dagegen im zweiten oder dritten Trimester statt, ist das Fehlbildungsrisiko nicht mehr erhöht. Auch eine Operation während einer Schwangerschaft ist meistens möglich. Eine Bestrahlung hingegen sollte lieber auf die Zeit nach der Schwangerschaft verschoben werden. Nun zeigt eine Studie: Trotz gewisser Einschränkungen in der Therapie verschlechtert eine Schwangerschaft die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen nicht.
Kein Unterschied im Mortalitätsrisiko
Für ihre Studie analysierten die Forscher um Javaid Iqbal vom Women´s College Hospital der Universität in Toronto die Gesamtüberlebensraten schwangerer und nichtschwangerer Brustkrebspatientinnen. In die Analyse eingeflossen waren die Daten von über 7500 Patientinnen, die zwischen Januar 2003 und Dezember 2014 an Brustkrebs erkrankt waren. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren die Probandinnen zwischen 20 und 45 Jahre alt.
Zunächst unterteilten die Wissenschaftler die Studienteilnehmerinnen in vier Gruppen: 1. Nichtschwangere Frauen, bei denen weder fünf Jahre vor noch fünf Jahre nach der Diagnose eine Schwangerschaft eingetreten war. 2. Frauen, die zwischen fünf Jahren und einem Jahr vor der Brustkrebsdiagnose schwanger gewesen waren. 3. Frauen mit schwangerschaftsassoziiertem Krebs. 4. Frauen, die erst nach einer längeren Pause nach der Diagnose schwanger wurden.
Wie sich zeigte, lebten fünf Jahre nach der Diagnose noch 87,5 Prozent der nichtschwangeren Patientinnen, 85,3 Prozent der Frauen, die zwischen fünf und einem Jahr vor der Diagnose schwanger gewesen waren, sowie 82,1 Prozent der Frauen mit einem schwangerschaftsassoziierten Brustkrebs. Bei den Frauen, die sich erst nach der Diagnose für ein Kind entschieden und mindestens sechs Monate abgewartet hatten, waren nach fünf Jahren noch 96,7 Prozent am Leben. Demnach gab es keinen Unterschied im Mortalitätsrisiko zwischen Nichtschwangeren und Frauen, die vor oder während einer Schwangerschaft die Diagnose erhielten.
Größeres Risiko bei jüngeren Frauen
Für die Studienautoren zeigt dies, dass sich eine Schwangerschaft nicht nachteilig auf die Überlebenschancen von Brustkrebspatientinnen auswirkt. Zwar sei das 5-Jahres-Überleben für Frauen mit schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs marginal schlechter ausgefallen als für nichtschwangere Patientinnen, doch für die Überlebenswahrscheinlichkeit der Frauen sei weniger die Schwangerschaft als vielmehr das Alter zum Zeitpunkt der Diagnose ausschlaggebend, „denn das altersadjustierte Sterberisiko war bei jungen Patientinnen mit schwangerschaftsassoziiertem Brustkrebs besonders hoch“, so die Autoren. Tatsächlich lag das Mortalitätsrisiko in der Gruppe der unter 30-Jährigen bei 1,93 und bei den 30- bis 34-Jährigen „nur“ noch bei 1,75. Das änderte sich auch nicht nach Berücksichtigung weiterer Faktoren.
Am geringsten war jedoch das Risiko für Frauen, die nach der Brustkrebsdiagnose mindestens sechs Monate gewartet haben, um schwanger zu werden. Brustkrebspatientinnen, die also noch ein Kind bekommen wollen, raten die Autoren, damit mindestens diesen Zeitraum abzuwarten.
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