Brustkrebs bei Männern – selten, aber wahr
Mit über 74.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau. Doch auch Männer können an einem Mammakarzinom erkranken. Immerhin registriert das Robert Koch-Institut jährlich rund 600 Brustkrebsfälle bei Männern. Nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) werden erste Anzeichen der Krankheit von Männern - auch mangels Wissen, dass sie überhaupt an Brustkrebs erkranken können - lange ignoriert, sodass der Tumor häufig erst spät und mit schlechten Heilungsaussichten entdeckt wird. Deshalb fordert Fachgesellschaft Männer zu regelmäßiger Selbstkontrolle auf, auch und gerade weil es kein gesetzliches Früherkennungsprogramm für das männliche Mammakarzinom gibt. „Vor allem Risiko-Patienten sollten sich darüber hinaus fachärztlich beraten lassen und Früherkennungsuntersuchungen der Brust wahrnehmen“, sagt DGU-Pressesprecherin Prof. Dr. Sabine Kliesch.
Risikofaktor Klinefelter-Syndrom
Der Urologin zufolge haben Männer mit dem so genannte Klinefelter-Syndrom ein 15- bis 50-fach erhöhtes Risiko für ein Mammakarzinom. „Diese Männer sind Träger einer angeborenen genetischen Störung, bei der mindestens ein zusätzliches weibliches X-Chromosom vorliegt“, so Kliesch. Als weitere Risikofaktoren gelten die Brustkrebs-Gene (BRCA), insbesondere dann, wenn sie unter Frauen des ersten bis dritten Verwandtschaftsgrades in der Familie bereits vorgekommen sind.
Desweiteren kann sich laut DGU hinter einer eigentlich harmlosen Gynäkomastie – einer gutartigen Vergrößerung des Brustdrüsenkörpers - gelegentlich ein Mammakarzinom verbergen. Die Erkrankung entsteht, wenn zwischen den Sexualhormonen Testosteron und dem weiblichen Östrogen ein Ungleichgewicht entsteht. Auslöser dafür können angeborene Hodenveränderungen, Hodenhochstand sowie Hodenentzündungen durch Masern- oder Mumps-Infektionen sein, aber auch Lebererkrankungen, starkes Übergewicht oder der Missbrauch von Anabolika. Auch ein bösartiger Hodentumor kann durch die Produktion des Hormons hCG zu einer Gynäkomastie führen.
Die Sterbequote bei männlichem Brustkrebs ist hoch
„Angesichts einer relativ hohen Sterbequote aufgrund der vielfach späten Diagnosestellung müssen wir die Erkrankung stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken, falsche Scham überwinden und vor allem Risikogruppen sensibilisieren“, appelliert Prof. Kliesch. Regelmäßiges Abtasten der Brust und Früherkennungsuntersuchungen besonders für Männer mit erhöhtem Risiko seien angezeigt.
Genau wie bei Frauen ist auch bei Männern das erste Symptom meist ein tastbarer Knoten oder eine Verhärtung in der Brust. Aber auch eine Einziehung oder Entzündungen der Brustwarze sowie Ausfluss können Anzeichen sein ebenso wie geschwollene und schmerzende Lymphknoten in der Achselhöhle und Hautveränderungen der Brust. „Auch wenn das Auftreten eines dieser Symptome keinesfalls zwangsläufig Brustkrebs bedeutet, sollte eine sofortige Abklärung durch den Facharzt erfolgen“, so Urologin Kliesch. Ansprechpartner für den Mann seien neben dem Hausarzt hauptsächlich Urologen.
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