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Brustimplantate erhöhen Krebsrisiko

Mittwoch, 8. Oktober 2014 – Autor:
In früheren Studien konnte kein Zusammenhang zwischen Silikonimplantaten und Brustkrebs festgestellt werden. Doch eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass Brustimplantate das Risiko für eine sehr seltene Krebserkrankung erhöhen können.
Brustimplantate und Krebs

Brustimplantate können der Gesundheit schaden. – Foto: Photographee.eu - Fotolia

Obwohl schon oft nach Zusammenhängen gesucht wurde, konnte bisher nicht eindeutig nachgewiesen werden, dass Brustimplantate das Risiko für Krebs erhöhen. Jetzt haben Wissenschaftler jedoch Hinweise dafür gefunden, dass Brustimplantate durch bösartige Veränderungen im Narbengewebe das großzellige anaplastische Lymphom (ALCL) auslösen könnten.

Bei ALCL handelt es sich um eine aggressive Lymphom-Form, die aber extrem selten ist. Die Forscher vermuten, dass es bei drei Millionen Brustimplantaten zu einem bis sechs solcher Fälle kommt.

Brustimplantate: Ursache für erhöhtes Krebsrisiko noch unklar

Die internationale Autorengruppe unter Leitung des Pathologen Lukas Kenner von der Universität Wien fand bei ihrer Analyse aller verfügbaren Studien und Daten zum Thema insgesamt 71 ALCL-Fälle, bei denen die Implantate für die Entstehung des Brustkrebses verantwortlich gewesen sein dürften. Die Gründe für den Zusammenhang sind bislang jedoch unklar. Die Forscher veröffentlichten ihre Übersichtsarbeit im Journal Mutation Research.

Brustvergrößerungen mit Implantaten gehören zu den häufigsten sogenannten „Schönheitsoperationen“ in Deutschland. Mehr als 30.000 Frauen entscheiden sich hierzulande jährlich für eine Brust-OP. Allerdings droht nicht nur ein erhöhtes Krebsrisiko, sondern vor allem die Gefahr von auslaufenden Implantaten, Entzündungen und Verkapselungen.

Dennoch gelten Brustimplantate allgemein als relativ sicher. Auch das Risiko für ALCL sei gering, so die Forscher. In vielen Fällen bildeten sich die Lymphome sogar ohne Chemotherapie und Bestrahlung nach der Entfernung der Implantate und des umgebenden Gewebes von selbst zurück. Dies stärkt die Annahme, dass eine abnormale Immunantwort des Körpers den Krebs verursachte.

Eine neue Form von ALCL

ALCL betrifft normalerweise nur Lymphknoten in der Haut, der Lunge, der Leber und des Weichgewebes. Die Erkrankung wird dabei in zwei Untergruppen eingeordnet. Bei der einen Gruppe entwickeln die Krebszellen eine abnormale Form des Proteins ALK (anaplastic lymphoma kinase), bei der anderen bleibt die Entwicklung von ALK in den Tumorzellen aus. Während Patientinnen mit den ALK-positiven Lymphomen bessere Überlebenschancen haben, zeigt sich der Krebs bei ALK-negativen Fällen deutlich aggressiver.

Das durch die Brustimplantate ausgelöste ALCL scheint nun einer dritten Gruppe anzugehören. Studienautor Kenner erklärt: „Zwar sind auch hier die Zellen ALK-negativ, aber die Betroffenen hatten gute Überlebensraten. Es handelt sich hier um eine erstmals beschriebene, neue Unterart von ALCL.“ Jetzt, so Kenner, gelte es herauszufinden, welche genauen Ursachen der Entstehung des Lymphoms zugrunde liegen. Zurzeit bereiten die Forscher Studien vor, in denen Implantate und Prothesen an anderen Körperstellen untersucht werden sollen.

Foto: © Photographee.eu - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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