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Brandenburger Pflege: „Ein weiter so geht nicht”

Sonntag, 23. Februar 2014 – Autor: Michael Schulz
„Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ heißt der Titel einer Analyse, die jetzt das Sozialministerium in Brandenburg veröffentlicht hat. Erwartet wird ein Anstieg des Fachkräftebedarfs um 86 Prozent. Mit Hilfe der Umsetzung von sieben Handlungsfeldern soll dies verhindert werden.
Baaske erläutert die Probleme in der Pflege

Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske: "Notwendig ist ein pflegepolitischer Aufbruch!"

„Bleiben die Rahmenbedingungen in der Pflege unverändert, wird das Land Brandenburg bis zum Jahr 2030 rund 25.000 mehr Pflegefachkräfte benötigen als dies heute der Fall ist. Das ist eine Zunahme von über 86 Prozent.“ Dies sagte Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske anlässlich der jetzt veröffentlichten „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ seines Hauses. Ursächlich hierfür sei die steigende Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Brandenburg von derzeit rund 96.000 auf etwa 162.000 bis zum Jahr 2030 (plus 70 Prozent).

Auch eine weitere Zahl mahnt zum Gegensteuern. Denn steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, so steigen auch die Kosten durch Sozialhilfeleistungen für die Hilfe zur Pflege, führt die Studie aus. Diese betrugen in Brandenburg 2011 rund 38 Millionen Euro; und steigen im Jahr 2030 wohl auf fast 76 Millionen Euro an – was einer Steigerung von etwa 97 Prozent entsprechen würde.

Brandenburger Pflege: Sieben Handlungsfelder sollen die Strategie bilden

„Immer mehr Menschen, die gepflegt werden müssen, stehen immer weniger Menschen, die pflegen können, gegenüber“, betont Baaske weiter. „Ein weiter so geht nicht: Notwendig ist ein pflegepolitischer Aufbruch.“ Helfen sollen jetzt sieben Handlungsfelder, die in der 380 Seiten starken Studie aufgeführt sind. Mit Hilfe der Handlungsfelder sollen die pflegerische Versorgung und die Fachkräftesicherung in der Pflege zukunftssicher gestaltet werden. Sie sollen auch die Richtung der Pflegestrategie des Landes Brandenburg vorgeben.

Eines der Handlungsfelder geht auf die Vermeidung von Pflegebedürftigkeit ein. „Hier werden heute längst noch nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. Unsere Gesellschaft muss noch viel stärker auf das aktive Altern ausgerichtet werden“, gibt Baaske zu. Ein weiteres Feld sieht die Studie im Ausbau pflegevermeidender Unterstützungsstrukturen vor Ort in den Städten und Dörfern. Dazu gehören bspw. die Barrierefreiheit des Wohnraums sowie des öffentlichen Nahverkehrs, wohnortnahe Betreuungs- und Alltagsdienstleistungen, informelle Netzwerke und freiwilliges Engagement aber auch Orte der Begegnung für Seniorinnen und Senioren. Weiter will Baaske einen Ausbau der niedrigschwelligen Entlastungsangebote. Auch bei der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege von Angehörigen seien innovative Ansätze gefragt. Ausgebaut werden müssen die Informationsangebote und Beratungsstrukturen mit einem Netz von Anlauf- und Beratungsstellen.

Baaske will mit einer höheren Vollzeitquote die Fachkräfteproblematik entschärfen

„Weniger als ein Drittel der Beschäftigten in den Pflegeeinrichtungen haben eine Vollzeitstelle“, mahnt Baaske weiter. Er will eine höhere Vollzeitquote und sieht in ihr einen wichtigen Beitrag zur Lösung der Fachkräfteproblematik. Zudem sollen Pflegekräfte auch „ordentliches Geld verdienen. Ein allgemeinverbindlicher Tarifvertrag für die gesamte Pflegebranche ist notwendig und von den Beschäftigten gewünscht“, fährt Baaske fort. Die Gespräche hierzu würden in Brandenburg konstruktiv verlaufen.

Die „Brandenburger Fachkräftestudie Pflege“ wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Johann Behrens am Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg erstellt.

Foto: Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie, Land Brandenburg

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