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Botulismus: Vergiftung durch grüne Bohnen

Montag, 12. März 2018 – Autor:
Ein Ehepaar verbrachte mehrere Monaten auf der Intensivstation, nachdem es selbst eingemachte grüne Bohnen gegessen hatte. Sie waren an Botulismus erkrankt.
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Selbst eingemachte grüne Bohnen enthielten das Nervengift Botulinumtoxin – Foto: ©gitusik - stock.adobe.com

Ein Ehepaar aus Halle verbrachte mehrere Monaten auf der Intensivstation, nachdem es selbst eingemachte grüne Bohnen gegessen hatte. Sie waren an Botulismus erkrankt, hervorgerufen durch das Nervengift Botulinumtoxin. Über den Fall wurde im Fachmagazin Journal of Medical Case Reports berichtet. Das Gift wird auch bei kosmetischen Botox-Injektionen verwendet um - in viel kleineren Dosen - Muskeln im Gesicht zu lähmen.

Die 47-jährige Ehefrau litt unter Schwindel, Seh- und Sprechstörungen, als sie ins Krankenhaus kam. CT- und MRT-Untersuchungen fanden nichts. In kurzer Zeit verschlechterten sich ihre neurologischen Symptome. Sie konnte ihre Augen nicht mehr öffnen und war vom Hals abwärts gelähmt. Die Ärzte am Universitätsklinikum Halle setzten eine Herz-Lungen-Maschine ein, nachdem ihre Lungen versagten.

Botulismus: Vergiftung durch grüne Bohnen

Ihr 51-jähriger Ehemann wurde einen Tag später mit ähnlichen Symptomen ins Krankenhaus gebracht. Er hatte eine kleinere Menge der Bohnen verzehrt. Botulismus wurde vermutet, als der Sohn sich daran erinnerte, dass seine Eltern zwei Tage zuvor grüne Bohnen aus der Konserve gegessen hatten. Er hatte auf die Bohnen verzichtet, da ihm ein seltsamer Geruch auffiel.

Bluttests für die Frau enthüllten das Vorhandensein einer Botulismus-Vergiftung. Botulinumtoxin wird von dem Bakterium Clostridium botulinum produziert und erzeugt Nervenlähmung und -schwäche. Die Erreger können in verdorbenen Lebensmitteln gedeihen. Die Vergiftung kann zu Durchfall, Erbrechen, Sehstörungen, Schluckbeschwerden, allgemeiner Schwäche und Lähmung führen. Diese Symptome treten normalerweise innerhalb eines Tages nach dem Verzehr auf, können aber auch erst nach einere Woche zu Tage treten.

Künstliche Beatmung nötig

Fünf Prozent der Fälle verläuft. Die meisten Menschen genesen wieder vollständig. Antitoxine können den Krankheitsprozess verlangsamen. Die Ärzte verabreichten in diesem Fall kein Antitoxin, da seit der Einnahme der wahrscheinlich mit Botulinumtoxin kontaminierten Bohnen mehr als 72 Stunden vergangen waren. Die Leitlinien geben vor, das Antitoxin nur in den ersten 24 Stunden nach der Einnahme des Toxins anzuwenden.
 
Innerhalb von drei Tagen entwickelte auch der Mann eine Muskelschwäche in allen Gliedmaßen. Er wurde ebenfalls auf mechanische Beatmung gesetzt. Er erholte sich langsam und konnte erst nach acht Monaten entlassen werden. Seine Frau konnte erst nach fünfeinhalb Monaten von der mechanischen Beatmung entwöhnt werden und wurde nach 11 Monaten entlassen. Beider Symptome verschwanden vollständig, sie blieben aber schwach und litten unter einer schlechten psychischen Gesundheit.

Foto: gitusik/fotolia.com

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