Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bore-out – ein unterschätztes Problem

Mittwoch, 7. August 2013 – Autor: Anne Volkmann
Nicht nur Überforderung, auch Unterforderung kann krank machen. Fachleute sprechen dann von einem Bore-out-Syndrom. Denn Langeweile und das Gefühl, nicht gebraucht zu werden, können Stress auslösen – zum Teil so stark, dass depressionsähnliche Symptome auftreten.
Bore-out erzeugt Stress

Ständige Langeweile kann krank machen – Foto: dreamerve - Fotolia

Burn-out, die überlastungsbedingte Erschöpfung, ist in aller Munde. Doch dass auch Unterforderung krank machen und zum sogenannten Bore-out führen kann – darüber spricht kaum jemand. Dabei können fehlende Anerkennung, Unzufriedenheit und die Diskrepanz zwischen dem eigenen Leistungsvermögen und den beruflichen Anforderungen großen Stress erzeugen, der wiederum zu ständiger Müdigkeit und Erschöpfung führen kann.

Besonders belastend ist es für die Betroffenen, dass sie trotz der Unterforderung vorgeben müssen, sie seien ständig beschäftigt, da die Kollegen und Vorgesetzten natürlich nicht wissen sollen, dass man eigentlich nur noch die Zeit absitzt. Zu der Langeweile und dem Gefühl, überflüssig zu sein, kommen damit noch die Täuschungsmanöver, was nicht nur am Selbstbewusstsein nagt, sondern auch in regelrechten Stress ausarten kann, wie die Sozialpädagogin Gaby Wild in der Aufsatzsammlung „Betriebliches Gesundheitsmanagement im Krankenhaus“, herausgegeben von der Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft, beschreibt.

Antriebslosigkeit durch Bore-out

Bore-out beginnt meist schleichend und tritt fast nur im Rahmen einer Berufstätigkeit auf. Im Privatleben ist das Syndrom dagegen eher selten. Als Symptome treten Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und gedrückte Stimmung auf. Auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Magenprobleme können auf ein Bore-out-Syndrom hinweisen. Die psychische Belastung kann schließlich auch zu ernsthaften Erkrankungen wie einer Depression führen.

Wild zufolge kommen verschiedene Gründe für die krankmachende Unterforderung in Frage. So kann es sein, dass den Betroffenen keine Weiterentwicklungsmöglichkeiten geboten werden, dass die Vorgesetzten den Arbeitnehmern keine interessanten Tätigkeiten anvertrauen, dass die Arbeit im Team nicht funktioniert oder dass einfach der falsche Beruf gewählt wurde.

Bore-out sozial nicht angesehen

Problematisch ist auch, wenn Mitarbeiter sich nur als Angestellte betrachten und nicht wirklich in das Unternehmen eingebunden fühlen. Wichtig ist es, zunächst den eigenen Zustand und dessen Gründe zu erkennen, um dann eine Änderung anzustreben. Eine Weiterbildung oder Umschulung kann sinnvoll sein. Oft hilft auch schon ein Gespräch mit dem Vorgesetzten.

Offen über das Problem zu reden, ist allerdings bislang kaum üblich – vor allem, weil Bore-out im Gegensatz zu Burn-out keine soziale Anerkennung erfährt. Wer sich langweilt, ist faul, denken viele Menschen. Doch das stimmt nicht, wie Autorin Wild in ihrem Aufsatz erläutert. Von Bore-out Betroffene sind häufig durchaus leistungsbereit und würden ihre Situation gerne ändern. Vorgesetzte sollten also versuchen, gemeinsam mit den Mitarbeitern nach Lösungen zu suchen und ihren Leistungswillen mit neuen Aufgaben unterstützen.

Foto: © dreamerve - Fotolia.com

Hauptkategorien: Demografischer Wandel , Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Stress

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin