Bore-out – ein unterschätztes Problem
Burn-out, die überlastungsbedingte Erschöpfung, ist in aller Munde. Doch dass auch Unterforderung krank machen und zum sogenannten Bore-out führen kann – darüber spricht kaum jemand. Dabei können fehlende Anerkennung, Unzufriedenheit und die Diskrepanz zwischen dem eigenen Leistungsvermögen und den beruflichen Anforderungen großen Stress erzeugen, der wiederum zu ständiger Müdigkeit und Erschöpfung führen kann.
Besonders belastend ist es für die Betroffenen, dass sie trotz der Unterforderung vorgeben müssen, sie seien ständig beschäftigt, da die Kollegen und Vorgesetzten natürlich nicht wissen sollen, dass man eigentlich nur noch die Zeit absitzt. Zu der Langeweile und dem Gefühl, überflüssig zu sein, kommen damit noch die Täuschungsmanöver, was nicht nur am Selbstbewusstsein nagt, sondern auch in regelrechten Stress ausarten kann, wie die Sozialpädagogin Gaby Wild in der Aufsatzsammlung „Betriebliches Gesundheitsmanagement im Krankenhaus“, herausgegeben von der Medizinisch Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft, beschreibt.
Antriebslosigkeit durch Bore-out
Bore-out beginnt meist schleichend und tritt fast nur im Rahmen einer Berufstätigkeit auf. Im Privatleben ist das Syndrom dagegen eher selten. Als Symptome treten Antriebslosigkeit, Schlafstörungen und gedrückte Stimmung auf. Auch körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen, Rückenschmerzen oder Magenprobleme können auf ein Bore-out-Syndrom hinweisen. Die psychische Belastung kann schließlich auch zu ernsthaften Erkrankungen wie einer Depression führen.
Wild zufolge kommen verschiedene Gründe für die krankmachende Unterforderung in Frage. So kann es sein, dass den Betroffenen keine Weiterentwicklungsmöglichkeiten geboten werden, dass die Vorgesetzten den Arbeitnehmern keine interessanten Tätigkeiten anvertrauen, dass die Arbeit im Team nicht funktioniert oder dass einfach der falsche Beruf gewählt wurde.
Bore-out sozial nicht angesehen
Problematisch ist auch, wenn Mitarbeiter sich nur als Angestellte betrachten und nicht wirklich in das Unternehmen eingebunden fühlen. Wichtig ist es, zunächst den eigenen Zustand und dessen Gründe zu erkennen, um dann eine Änderung anzustreben. Eine Weiterbildung oder Umschulung kann sinnvoll sein. Oft hilft auch schon ein Gespräch mit dem Vorgesetzten.
Offen über das Problem zu reden, ist allerdings bislang kaum üblich – vor allem, weil Bore-out im Gegensatz zu Burn-out keine soziale Anerkennung erfährt. Wer sich langweilt, ist faul, denken viele Menschen. Doch das stimmt nicht, wie Autorin Wild in ihrem Aufsatz erläutert. Von Bore-out Betroffene sind häufig durchaus leistungsbereit und würden ihre Situation gerne ändern. Vorgesetzte sollten also versuchen, gemeinsam mit den Mitarbeitern nach Lösungen zu suchen und ihren Leistungswillen mit neuen Aufgaben unterstützen.
Foto: © dreamerve - Fotolia.com