Blutvergiftung: Woher sie kommt und welche Folgen sie hat

Bei einer Sepsis breitet sich eine lokale Infektion auf andere Organe auf - häufig mit tödlichem Ausgang
Sepsis, die im Volksmund auch Blutvergiftung genannt wird, ist die schwerste Komplikation einer Infektion. Es komm zu einer Sepsis, wenn die körpereigenen Abwehrmechanismen nicht mehr in der Lage sind, eine zunächst lokal begrenzte Infektion einzudämmen. Wenn dieser Fall eintritt, tritt eine Kettenreaktion ein, welche die Organe und Gewebe schädigt. Eine Sepsis kann zu Schock, Multiorganversagen und Tod führen – insbesondere, wenn die Symptome nicht früh genug behandelt werden.
Unterschiedliche Auslöser
Die Auslöser einer Sepsis sind höchst unterschiedlich. Die häufigste Ursache ist eine Lungenentzündung, gefolgt von Entzündungen im Bauchraum und der Harnwege. Auch aus Schnittverletzungen und Insektenstichen kann eine Sepsis entstehen. Sepsis kann nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch Viren wie das Grippevirus oder SARS-CoV-2 ausgelöst werden. Seltener können auch Pilze und Parasiten eine Infektion auslösen, die in einer Sepsis münden kann.
Erreger breiten sich über die Blutbahn aus
Im Normalfall gelingt es dem Immunsystem, eine Infektion direkt am Entzündungsherd zu bekämpfen. Bei einer Sepsis durchbrechen die Erreger jedoch diese lokale Begrenzung. Über das Lymph- und Blutgefäßsystem breiten sie sich auf andere Organe aus. Das Immunsystem registriert die große Menge an Bakterien im Blut und überschwemmt den Körper mit Botenstoffen zur Immunantwort – das Immunsystem wird überaktiviert.
Damit werden jedoch nicht nur die Erreger, sondern auch körpereigene Zellen und Organe angegriffen. Wird nun nicht schnell ein passendes Antibiotikum gegeben, entwickelt sich ein septischer Schock, bei dem die Blutversorgung lebenswichtiger Organe ausfällt und diese ihre Funktion einstellen.
Viele Todesfälle wären vermeidbar
Alleine in Deutschland sterben jährlich ca. 75.000 Menschen an Sepsis. Weltweit gibt es pro Jahr ca. 11 Millionen Todesfälle in Folge einer Sepsis, davon sind etwa 1,2 Millionen Neugeborene. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hält die Mehrzahl der Todesfälle durch Sepsis für vermeidbar.
Wer eine Sepsis überlebt, leidet häufig unter Spätfolgen wie Beeinträchtigungen der körperlichen Leistungsfähigkeit, des Gedächtnisses, psychischen Belastungsstörungen, Depressionen und Schmerzen.
Bei Sepsis gilt: Zeit ist Leben
Die Therapie einer Sepsis besteht in der Behandlung der auslösenden Infektion und der Unterstützung der ausgefallenen Organsysteme durch intensivmedizinische Maßnahmen. Die Therapie sollte möglichst innerhalb von einer Stunde nach der Diagnose einsetzen. Mit jeder weiteren Stunde ohne Behandlung sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit rapide. Bei Sepsis gilt also: Zeit ist Leben.
Das Problem: Sepsis wird häufig zu spät oder gar nicht erkannt. Die Bevölkerung ist über die Symptome einer Sepsis kaum aufgeklärt und selbst medizinisches Personal erkennt eine Sepsis häufig nicht. Selbst wenn eine Sepsis erkannt wird, werden nicht immer zeitgerecht die richtigen Maßnahmen ergriffen. Die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer Sepsis bekannter zu machen, ist daher eine wichtige Aufgabe.
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