Bluttest soll Pilzinfektionen schneller nachweisen
Schimmelpilze kommen fast überall vor. Sie wachsen besonders gut in feuchter Umgebung, beispielsweise auf Obst oder anderen Lebensmitteln, auf Blumenerde, aber auch auf Tapeten oder Holz. Besonders der Pilz Aspergillus wird oft bei Renovierungs- oder Bauarbeiten in großen Mengen freigesetzt. Die Übertragung erfolgt durch das Einatmen von Pilzsporen aus der Luft. Für gesunde Menschen stellen Schimmelpilze allerdings meist keine große Gefahr dar; ihr Immunsystem kann die Pilzsporen fast immer mühelos bekämpfen. Für immunsupprimierte Patienten hingegen können Pilze schnell gefährlich werden. Forscher haben nun einen einfachen Bluttest entwickelt, mit dem sich Pilzinfektionen schneller als bisher nachweisen lassen.
Pilzinfektionen oft zu spät erkannt
Pilze setzen sich meist in den Lungen der Betroffenen fest und beginnen dort, in das Gewebe einzudringen. Sie können aber auch unter anderem die Nasennebenhöhlen, die Haut, das Herz oder das Zentralnervensystem befallen und wachsen schnell durch die Organe hindurch. Im fortgeschrittenen Stadium haben immunsupprimierte Patienten nur noch eine geringe Überlebenschance. Eine weitere Reaktion kann auch die Schimmelpilzallergie darstellen, eine schwere Überreaktion des Immunsystems auf den Pilz. Sie tritt vor allem bei Patienten mit Asthma bronchiale auf.
Da die Symptome einer Pilzinfektion sehr unspezifisch sind und Patienten oft zu spät diagnostiziert werden, haben Forscher nun eine neue Methode für den Nachweis invasiver Infektionen durch die Pilzarten Aspergillus und Mucorales entwickelt. Das Team um Professor Oliver Cornely, stellvertretender Leiter der Abteilung Infektiologie der Uniklinik Köln, und Professor Alexander Scheffold, Leiter der Arbeitsgruppe Zelluläre Immunologie an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie an der Berliner Charité, nutzte für das Verfahren körpereigene T-Zellen der betroffenen Patienten. „Wir weisen nicht wie herkömmliche Methoden die Pilze selbst nach, sondern die spezifische Immunreaktion gegen die Pilze“, so Scheffold. „Bisherige Diagnosetests machen trotz positiven Befunds keine Aussage darüber, ob schon eine Konfrontation mit dem Immunsystem stattgefunden hat und wie weit eine mögliche Infektion fortgeschritten ist.“ Das ist bei der neuen Methode anderes.
Überlebenschancen durch Bluttest verbessern
Nach einer Pilzinfektion können einige T-Zellen im Blut der Patienten pilzspezifische Antigene erkennen. Um diese Immunzellen aufzuspüren, haben die Forscher Blutproben der Patienten für mehrere Stunden auf verschiedene Pilzproteine gegeben. Nur die T-Zellen, die ein Pilzprotein erkannt hatten, wurden aktiviert und wiesen auf ihrer Oberfläche ein bestimmtes Molekül auf. Mithilfe dieses Aktivierungsmoleküls konnten die Forscher die in der Blutprobe vorhandenen pilzspezifischen T-Zellen quantifizieren. Die Anzahl dieser Immunzellen zeigte dann jeweils an, wie stark ein Patient von einer Pilzinfektion betroffen war.
Der Test kann nach Ansicht der Wissenschaftler dazu beitragen, die Überlebenschancen der Betroffenen deutlich zu steigern. Ein weiteres Argument für den neuen Test ist ihrer Meinung nach auch die Kostenfrage. Eine Therapie mit gängigen Antimykotika kostet pro Monat rund 10.000 Euro. „Wahrscheinlich leidet jedoch nur ein kleiner Teil der Patienten, die zurzeit diese Medikamenten oft wochenlang erhalten, tatsächlich an einer Pilzinfektion“, sagt Scheffold. „Mit einem sicheren und einfach zu handhabenden Bluttest würde sich die Zahl der mit Antimykotika zu behandelnden Patienten wohl deutlich reduzieren lassen.“
Foto: © ctvvelve - Fotolia.com