Regelmäßiges Blutspenden senkt den Blutdruck von Hypertonie-Patienten und kann so das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen vermindern. Und es hat noch weitere gesundheitsfördernde Effekte, auch für Spender, die nicht an Bluthochdruck leiden.
Was für die Spende besonders bei Patienten mit erhöhtem Blutdruck spricht: „Selbst kleinste Minderungen des Blutdrucks um zwei bis drei mmHg schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die in manchen Fällen zum Tode führen können“, sagt Prof. Andreas Michalsen, Stiftungsprofessor für klinische Naturheilkunde am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Charité - Universitätsmedizin Berlin.
Systolischer Blutdruck sank nach dem Aderlass
„Eine Senkung des Blutdrucks von zehn mmHg systolisch oder fünf mmHg diastolisch vermindert das Risiko eines Schlaganfalls und ischämischer Herzerkrankungen um bis zu 40 Prozent“, erklärt der Chefarzt der Abteilung Naturheilkunde im Immanuel Krankenhaus Berlin in einer Pressemitteilung.
In einer klinischen Studie aus dem Jahr 2012 wurden 60 Patienten mit metabolischem Syndrom in zwei Gruppen eingeteilt. Der Testgruppe wurde zu Beginn der Studie sowie vier Wochen später Blut entnommen; der Kontrollgruppe wurde kein Blut entnommen. Während die Kontrollgruppe keine relevante Blutdrucksenkung zeigte, verminderte sich der systolische Blutdruck bei den Patienten der Testgruppe infolge des Aderlasses erheblich. Der Aderlass ist ein bis ins 19. Jahrhundert genutztes Heilverfahren, das oft mehr schadete als nutzte, in den letzten Jahren aber als Therapieansatz in der Komplementärmedizin wieder erprobt wird.
Blutdrucksenkende Wirkung auch bei regelmäßigen Spenden
Um zu prüfen, ob sich eine Blutdruckminderung auch bei regelmäßigen Blutspendern einstellt, wurde an der Charité - Universitätsmedizin Berlin eine Beobachtungsstudie initiiert: 150 Blutspender mit normalem Blutdruck (normotensiv) sowie 150 Blutspender mit erhöhtem Blutdruck (hypertensiv) wurden über einen Zeitraum von bis zu vier regulären Blutspenden beobachtet.
„Bei den hypertensiven Probanden konnte sowohl eine Minderung des systolischen als auch des diastolischen Blutdrucks direkt nach der Blutspende gemessen werden“, erklärt Michalsen. Bei Blutspendern mit einem mittelschweren Bluthochdruck (Hypertonie Grad II) konnte nach vier Spenden, also nach etwa neun bis zwölf Monaten, sogar eine Minderung um 17,1 mmHg systolisch und 11,7 mmHg diastolisch dokumentiert werden.
Effekt hielt bis zu sechs Wochen an
„Während der Blutdruck bei den Teilnehmern mit Bluthochdruck sinkt, blieb er bei den Teilnehmern mit normalem Blutdruck weitestgehend konstant“, beschreibt Michalsen. Es bestehe für Blutspender mit normalem Blutdruck also nicht die Gefahr, dass der Blutdruck zu stark absinkt.
Weiteres Ergebnis der Studie: Die Blutdruckminderung hielt meist sechs Wochen an, bis sich eine langsame Reduktion einstellte, sagt Michalsen. Das bestätige, dass es sich bei der Verminderung des Blutdrucks als Folge der Blutspende um einen länger anhaltenden Effekt handelt.
Blutspenden ist gesund – Lebensqualität steigt
„Regelmäßiges Blutspenden könnte somit zum erfolgreichen Management einer Hypertonie beitragen“, ergänzt Michalsen. Aus einer ergänzenden Befragung der Studienteilnehmer geht hervor, dass die gesundheitsbezogene Lebensqualität sich durch regelmäßige Blutspenden insgesamt steigert. Die Teilnehmer geben an, sich leistungsfähiger zu fühlen.
„Zudem konnten wir eine Verbesserung der antioxidativen Kapazität - dem Vermögen, freie Radikale zu neutralisieren - beobachten. Dies könnte implizieren, dass regelmäßige Blutspender im Vergleich zu Nicht-Blutspendern seltener an Erkältungen erkranken und eine gesteigerte Immunabwehr aufweisen“, so Michalsen.
Zahl der Blutspenden geht zurück
Sein Fazit: Regelmäßiges Blutspenden positive Effekte auf das Wohlbefinden im Allgemeinen und die Gesundheit von Hypertonikern im Besonderen. Das Werben um Blutspender hat Gründe: Die Anzahl der Blutspenden in Deutschland geht zurück. Im Jahr 2010 wurden noch 4,9 Millionen Vollblutspenden eingereicht, im Jahr 2016 waren es laut dem Paul-Ehrlich-Institut nur noch vier Millionen. Das ist bedenklich, denn Bluttransfusionen retten Leben bei schweren Verletzungen und Infektionen und sind essentieller Bestandteil hochkomplexer Operationen.
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