Bluthochdruck: Messen könnte Leben retten
Etwa 35 Millionen Menschen in Deutschland haben Bluthochdruck. Experten schätzen, dass weltweit jeder dritte Erwachsene an Bluthochdruck leidet. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mögliche Folgen von Bluthochdruck und mittlerweile die weltweit häufigste Todesursache. Bluthochdruck kann aber auch Organe schädigen führen, meist sind es die Nieren. In den allermeisten Fällen ist das Volksleiden gut behandelbar. Aber: Bluthochdruck tut nicht weh und wird deswegen oft nicht erkannt und darum auch nicht behandelt.
Blutdruckmessen als Routine
Ein Dilemma dass nach Ansicht des Bluthochdruckexperten Prof. Dr. Detlev Ganten in einer Wohlstandsgesellschaft wie Deutschland völlig überflüssig ist. Der Präsident des World Health Summit sagte anlässlich des Weltgesundheitstages 2013: „Blutdruckmessen sollte zu jeder Grunduntersuchung beim Arzt gehören – und zwar nicht nur beim Hausarzt, sondern auch beim Orthopäden oder Hals-, Nasen-Ohrenarzt.“ Ärzte machten das routinemäßig viel zu selten. Das liege am Zeit- und Kostendruck, führe aber dazu, dass die Hälfte aller Bluthochdrucke nicht erkannt werde. Der Bluthochdruckexperte rät, jeder sollte auch selber zuhause Blutdruck messen. „Das ist kinderleicht und die Geräte sind heute nicht mehr teuer. So wie jede Familie ein Fieberthermometer hat, gehört auch ein Blutdruckmessgerät in jede Hausapotheke.“
Blutdruckmessgerät gehört in jede Hausapotheke
Auch Dr. Ursula Marschall von der Barmer GEK mahnt zum regelmäßigen Blutdruckmessen. „Bluthochdruck ist so gefährlich, weil man ihn nicht spürt“, erklärt die Medizinerin. Sehr oft sei Bluthochdruck ein Zufallsbefund beim ärztlichen Routine-Check ab dem 35. Lebensjahr. Um die Werte und damit auch das Risiko zu kontrollieren, empfiehlt sie eine regelmäßige Messung, sowohl seitens des Arztes als auch vom Patienten selbst.
Der erste Wert (systolischer) sollte normal unter 130 mmHg liegen, der zweite (diastolischer) unter 85 mmHg. Letzterer ist entscheidend, da er auch Rückschlüsse auf die Funktion des Herzmuskels zulässt. „Der Blutdruck ist von verschiedenen Faktoren, wie dem Lebensalter, abhängig“, erklärt Marschall. Durch die verminderte Elastizität der Gefäße steigt der Druck mit zunehmendem Lebensalter. Dies zeigt auch der BARMER GEK Arztreport 2013. So erhielten 2011 in der Altersgruppe der 40- bis unter 65-Jährigen 32,52 Prozent der Männer die Diagnose Hypertonie. Bei den Frauen waren es 28,87 Prozent. Im Ruhestandsalter zwischen 65 bis 80 Jahren litten im gleichen Zeitraum deutlich mehr Menschen an Hypertonie (68,09 Prozent Männer und 66,08 Prozent Frauen).
Ungesunder Lebensstil führt schon bei Kindern zu Bluthochdruck
„Bluthochdruck ist ein Paradebeispiel für eine Krankheit, die man mit Prävention in den Griff bekommt“, sagt Detlev Ganten. Die Krankheit sei leicht zu diagnostizieren und eine der wenigen großen Krankheiten, die man auch nicht-medikamentös gut behandeln könne. „Bewusste Ernährung, weniger Salz und Fett, weniger Gifte wie Nikotin oder Alkohol, dafür mehr Bewegung – das ist in vielen Fällen schon ausreichend.“
Dass immer mehr Kinder von Bluthochdruck betroffen sind, führt Ganten auf falschen Lebensstil zurück. „Kinder werden doch ständig durch ungesunde Nahrungsangebote verführt und sitzen zu viel vor dem Computer und dem Fernseher. Sie sollen lieber raus gehen und sich bewegen. Und einen Apfel statt eines Schokoriegels essen.“ Natürlich dürfe man auch mal sündigen, meint der Experte. Aber es sei wie immer im Leben: Das Maß ist entscheidend.
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