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Bluthochdruck im Alter: Große Studie aus China legt striktere Blutdrucksenkung nahe

Mittwoch, 8. September 2021 – Autor:
Wie hoch darf der Blutdruck im Alter sein? Weniger hoch, als die europäischen Leitlinien empfehlen, besagt eine aktuelle Studie aus China. Die Deutsche Hochdruckliga nimmt die Ergebnisse sehr ernst.
Studie aus China: Ältere Menschen profitieren von einer strikteren Blutdrucksenkung

Studie aus China: Ältere Menschen profitieren von einer strikteren Blutdrucksenkung als derzeit in Deutschland empfohlen – Foto: © Adobe Stock/ goodluz

Nach einer aktuellen Studie aus China mit mehr als 8.500 Teilnehmern profitieren Menschen zwischen 60 und 80 Jahren von einer strikten Blutdrucksenkung, und zwar unter einen Wert von unter 130 mm Hg. Lagen die systolischen (die oberen) Werte zwischen 110 und 130 mm Hg, konnte jedes vierte kardiovaskuläre Ereignis verhindert werden im Vergleich zu Personen mit Werten zwischen 130 bis 150 mm Hg. Zu den kardiovaskulären Endpunkten gehörten unter anderem das akute Koronarsyndrom, akute dekompensierte Herzinsuffizienz, Vorhofflimmern, Schlaganfall sowie die kardiovaskuläre Sterblichkeit.

Jeder dritte Schlaganfall verhindert

Betrachtetet man die einzelnen Endpunkte gesondert, war der Effekt bei einigen noch deutlich größer: So konnte fast jeder dritte Schlaganfall und fast jedes dritte akute Koronarsyndrom durch eine strikte Blutdrucksenkung verhindert werden.

Die jetzt in „The New England Journal of Medicine“ veröffentlichten Ergebnisse werden von der Deutschen Hochdruckliga sehr ernst genommen. Denn die europäischen Leitlinien raten davon ab, bei älteren Menschen den Blutdruck unter 130 mm Hg zu senken. Vielmehr werden blutrucksenkende Medikamente erst ab einem systolischen Wert von 140 mm Hg empfohlen. Grund ist, dass eine schnelle und zu tiefe Senkung zu Unwohlsein und Schwindel führen kann und in Folge es häufiger zu Stürzen kommt. In den USA liegt die rote Linie dagegen schon seit längerem bei 130 mm Hg. Die Europäer waren den Amerikanern in diesem Punkt nicht gefolgt.

Hochdruckliga: „Müssen wahrscheinlich umdenken“

Die Datenlage habe bislang so ausgesehen, dass die Risiken den Nutzen zu überwiegen schienen, erläutert, Prof. Ulrich Wenzel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga, die europäischen Empfehlungen. „Mit den vorliegenden Daten müssen wir nun wahrscheinlich umdenken und zumindest die Altersgrenze von 65 Jahren für eine intensivere Therapie hinterfragen, denn der kardiovaskuläre Nutzen der strikteren Blutdruckeinstellung war doch erheblich.“

Kritisch sieht der Experte allerdings, dass in der Studie aus China keine wirklich hochbetagten Menschen eingeschlossen waren. „Zwar konnten Patientinnen und Patienten zwischen 60 und 80 Jahren eingeschlossen werden, das Durchschnittsalter betrug in dieser Studie aber letztlich „nur“ 66,2 Jahre.“

Ob auch Menschen über 80 von der strikten Blutdrucksenkung auf Werte zwischen 110 und 130 mm Hg profitieren, wird von dieser Studie also nicht beantwortet.

Hauptkategorie: Medizin
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