Bluthochdruck: Frauen haben höhere Risiken als Männer

Nach den Wechseljahren leiden 55 Prozent der Frauen an einem Bluthochdruck – Foto: © Adobe Stock/ Proxima Studio
Bluthochdruck gehört mit 20 Millionen Betroffenen in Deutschland zu den großen Volkskrankheiten. Wird das „stille Leiden“ – Bluthochdruck macht sich praktisch kaum bemerkbar - nicht ausreichend behandelt, drohen Schlaganfall, Herzinfarkt und andere schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bei Frauen ist das Risiko für Folgeerkrankungen noch höher als für Männer.
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung werden Frauen aber oft weniger gut behandelt, das heißt ihre Blutdruckwerte sind nicht optimal eingestellt. Warum Frauen nicht immer die in den Leitlinien empfohlenen Medikamente erhalten, können die Experten nicht sagen, aber sie warnen vor den Gefahren und weisen auf eine 2017 publizierte Arbeit hin: Die Studie von US-Wissenschaftlern zeigte, dass das Risiko für Frauen, eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung wie beispielsweise die Koronare Herzkrankheit oder einen Herzinfarkt zu erleiden, für jede Erhöhung des oberen (systolischen) Blutdruckwertes um zehn mmHg höher ist als bei Männern mit dem gleichen Blutdruckanstieg.
Hormonumstellungen lassen bei Frauen den Blutdruck steigen
Frauen entwickeln oft durch hormonelle Umstellungen einen Bluthochdruck, etwa nach den Wechseljahren. „Mehr als die Hälfte der Frauen erkrankt in den ersten Jahren nach der Menopause an Bluthochdruck“, erklärt Dr. med. Christa M. Bongarth, Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Abteilung für Kardiologie in der Klinik Höhenried. Grund ist, dass der Östrogenspiegel im Blut sinkt. Östrogene sorgen dafür, dass die Gefäße elastisch bleiben, wirken blutdrucksenkend und schützen vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Bei vielen Frauen in und nach den Wechseljahren sind Übergewicht, Ängste und Schlafstörungen weitere Risiken dafür, Bluthochdruck zu entwickeln“, so Bongarth. Nach Angaben der AOK leiden fast 55 Prozent der Seniorinnen in Deutschland an hohem Blutdruck; das ist mehr als die Hälfte der 60- bis 69-jährigen Frauen.
Bluthochdruck in der Schwangerschaft kann sich auf Nachwuchs übertragen
Auch eine Schwangerschaft begünstigt Bluthochdruck. Und der kann sich sogar auf den Nachwuchs, insbesondere auf die Töchter übertragen, wie eine 2020 veröffentlichte Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung feststellte. So zeigte sich bei Frauen, die in der Schwangerschaft Bluthochdruck hatten, dass deren Töchter im Alter von fünf Jahren ebenfalls erhöhte obere Blutdruckwerte aufwiesen.
Pille und Übergewicht
Bestimmte Antibabypillen, die eine Kombination von Östrogen und Progesteron enthalten, können ebenfalls Bluthochdruck triggern. „Ungefähr fünf Prozent der Frauen, die ein solches Kombinationspräparat einnehmen reagieren mit einem bedeutsamen Blutdruckanstieg“, sagt Dr. Bongarth. „Frauen, die die Pille einnehmen und außerdem übergewichtig sind tragen ein zwei- bis dreifach hohes Risiko für Bluthochdruck.“