
Den Blutdruck zu senken hat bei Patienten mit Bluthochdruck Einfluss auf ihr Demenz-Risiko – Foto: ©Photographee.eu - stock.adobe.com
Den Blutdruck zu senken verringert bei Menschen mit Bluthochdruck das Demenz- und Alzheimer-Risiko. Das ergab eine Meta-Studie von Wissenschaftlern des National Institutes of Health (NIH) Baltimore. Sie wurde in der Fachzeitschrift Lancet Neurology veröffentlicht.
In ihrer Analyse untersuchten Launer und Kollegen sechs große Längsschnittstudien mit 31.090 demenzfreien Erwachsenen, bei denen von 1987 bis 2008 Basisdaten erhoben wurden. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer lag zwischen 59 und 77 Jahren und die mittlere Follow-up-Dauer im Bereich von 7 bis 22 Jahren. Die Probanden hatten verschiedenen Vorerkrankungen.
Blutdruck senken verringert Demenz-Risiko
Die Forscher teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen ein: 15.553 Personen mit hohem (systolisch ≥ 140 mm Hg oder diastolisch ≥ 90 mm Hg) und 15.537 Personen mit normalem Blutdruck (systolisch <140 mm Hg und diastolisch <90 mm Hg). Beide Gruppen umfassten Personen, die blutdrucksenkende Medikamente einnahmen, und Personen, die dies nicht taten. Die untersuchten Blutdrucksenker stammten aus den fünf Hauptklassen: ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptorblocker (ARB), Betablocker, Kalziumkanalblocker und Diuretika.
Im Verlauf der Studien gab es 3.728 Fälle von Demenz, einschließlich 1.741 Fälle von Alzheimer. Die Probanden mit Bluthochdruck, die eine der fünf Hauptklassen von blutdrucksenkenden Arzneimitteln einzeln oder in Kombination verwendeten, hatten ein um 12 Prozent geringeres Risiko für Demenz und ein um 16 Prozent geringeres Risiko für Alzheimer als diejenigen, die keine Blutdrucksenker einnahmen. Das berichtet Dr. Lenore Launer vom National Institute on Aging am NIH. Der Effekt ergab sich unabhängig von der Medikamentenklasse.
Kein Effekt bei Menschen mit normalem Blutdruck
Bei Menschen mit normalem Blutdruck bestand kein Zusammenhang zwischen dem Gebrauch von blutdrucksenkenden Medikamenten und dem Auftreten von Demenz oder Alzheimer.
Die kürzlich durchgeführte SPRINT MIND-Studie ergab, dass eine aggressive Senkung des Blutdrucks bei hypertensiven älteren Erwachsenen das Risiko für eine Demenz-Vorstufe (leichte kognitive Beeinträchtigungen) um 19 Prozent verringerte.
Weniger Gehirn-Läsionen
Weiteres Ergebnis dieser Studie: Bei Hypertonie-Patienten kommt es im Verlauf des Lebens zu einer Zunahme von Läsionen der weißen Hirnsubstanz, was das Schlaganfall- und Demenz-Risiko erhöht. Die Läsionen fielen bei Patienten mit einer intensiven Blutdrucksenkung geringer aus als in der Kontrollgruppe mit der weniger intensiven Blutdrucksenkung.
Zukünftige klinische Richtlinien für das Hypertonie-Management sollten auch die vorteilhaften Auswirkungen von Blutdrucksenkern auf das Demenzrisiko berücksichtigen, bilanzierten die NIH-Forscher.
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