Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
 

Blasenentzündungen ohne Antibiotika behandeln

Sonntag, 27. Dezember 2020 – Autor: Anne Volkmann
Blasenentzündungen müssen nicht immer mit Antibiotika behandelt werden. Pflanzliche Präparate können eine sinnvolle Alternative sein – auch zur Rezidivprophylaxe. Darauf machen Experten aufmerksam.
Blasenentzündungen

Bei Blasenentzündungen helfen häufig Wärme, viel Trinken und Kräuterextrakte; bei starken Schmerzen muss jedoch ein Arzt aufgesucht werden – Foto: ©jomkwan7 - stock.adobe.com

Harnwegsinfektionen, insbesondere Blasenentzündungen, sind ein häufiges Phänomen. Zehn Prozent aller Frauen erkranken jedes Jahr daran, viele sogar mehrmals im Jahr. Bei jüngeren Männern treten die Infektionen seltener auf, im höheren Alter sind sie jedoch fast so häufig betroffen wie Frauen. Die meisten Ärzte greifen dann zu Antibiotika – mit dem Ergebnis, dass die Infektion schnell verschwindet, aber oft genauso schnell wiederkommt. Zudem haben viele Patienten mit den Nebenwirkungen zu kämpfen, und häufige Gaben von Antibiotika können Resistenzen befördern.

Immer öfter wird bei Blasentzündungen daher zu alternativen Methoden geraten. Sogar in der aktuellen S3-Leitlinie zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen wird erklärt, dass pflanzliche Arzneimittel eine Antibiose bei unkomplizierten Harnwegsentzündungen ersetzen können. Auch die DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) empfiehlt, bei unkomplizierten HWI zunächst rein symptomatisch zu behandeln, mit viel Trinken und gegebenenfalls Ibuprofen gegen die Schmerzen. Eine Studie konnte zeigen, dass auf diese Weise zwei von drei Antibiotika-Anwendungen verzichtbar waren.

Bärentraubenblätter, Meerrettich, Kapuzinerkresse

Die meisten pflanzlichen Arzneien zur Behandlung bei HWI als Kombipräparate verfügbar. So kann ein Kombinationspräparat aus Meerrettichwurzelextrakt und Kapuzinerkresse aufgrund seiner hohen antibakteriellen Wirkung Blasenentzündungen erfolgreich bekämpfen, wie eine kontrollierte Studie gezeigt hat. Auch das echte Goldrutenkraut sowie der Ackerschachtelhalm und Brennnessel- und Birkenblätter werden empfohlen. Letztere können allerdings zu Nebenwirkungen führen. Patienten sollten sich diesbezüglich von ihrem Apotheker beraten lassen und beim Auftreten von Übelkeit, Durchfall oder Anzeichen einer allergischen Reaktion das Präparat absetzen.

 

Cranberry-Extrakt weniger wirksam?

Auch für eine Kombination aus Rosmarin, Tausendgüldenkraut und Liebstöckel werden antientzündliche, sowie schmerzstillende und krampflösende Effekte angenommen – hier fehlen allerdings noch klinische Studien. Die oft empfohlenen Cranberry-Extrakte schnitten in Studien unterschiedlich ab. Bärentraubenblätter werden bei leichteren Blasenentzündungen von Experten empfohlen. Allerdings sollten sie nicht häufiger als einmal im Monat angewendet hat.

Wer starke Schmerzen hat, sollte zudem von einer Selbstbehandlung absehen. Sie können auf eine unter Umständen gefährliche Nierenbeckenentzündung hindeuten. Auch bei Fieber sollten Antibiotika gegeben werden. Außerdem raten Experten, auch bei leichteren Beschwerden zum Arzt zu gehen, wenn diese länger als drei Tage anhalten. Schwangere sollten dies bereits am ersten Tag tun.

Foto: Adobe Stock / jomkwan7

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Urologie , Gynäkologie
 

Weitere Nachrichten zum Thema Blasenentzündungen

Bei Blasenentzündung helfen Antibiotika schnell. Für viele Ärzte und Patienten sind sie deshalb das Mittel der Wahl. Das Risiko für Rückfälle, die Gefahr von Resistenzen und die Nebenwirkungen sind allerdings beachtlich. Experten sagen deshalb – auch wenn es Arbeit macht: Prävention ist hier die beste Medizin.

 

Aktuelle Nachrichten

 
Weitere Nachrichten
Die elektronische Patientenakte (ePA) soll bis Ende 2024 kommen - für alle. Die Daten werden pseudonymisiert ausgewertet. Das ist Teil eines von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Gesetzes. Die Ärzteschaft fordert Konkretisierungen im Detail.

Die Zahl der Krankenhaus-Fälle ist 2022 im Vergleich zu 2019 um 15 Prozent gesunken - noch stärker als 2020 (minus 13 Prozent) und 2021 (minus 14 Prozent). Das zeigt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).

Der Berliner Corona-Lagebericht informiert weiterhin über die aktuelle Infektionslage in der Stadt und ihren Bezirken. Doch weil sich die Lage geändert hat, hat der Berliner Senat den Bericht nun überarbeitet und den aktuellen Entwicklungen angepasst.
 
Interviews
Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.

Aducanumab ist das erste in den USA zugelassene Medikament, das die Alzheimer typischen Amyloid-Plaques zum Verschwinden bringt. Aber kann der neue monoklonale Antikörper mit dem Handelsnamen Aduhelm auch den Gedächtnisverlust stoppen? Und warum ist die Notfallzulassung in den USA durch die US-Food and Drug Administration (FDA) so umstritten? Darüber hat Gesundheitsstadt Berlin mit dem Neurologen und Alzheimer-Experten Prof. Johannes Levin vom LMU Klinikum München gesprochen.
Logo Gesundheitsstadt Berlin