Wenn im Frühling die Natur erwacht, macht das gute Laune. Doch wenn die Temperaturen über 15 Grad klettern, kann das Allergiepatienten in den Wahnsinn treiben - denn dann ist Pollenflug-Saison. Stechender Niesreiz, verstopfte Nasenhöhlen, juckende Augen, die man sich vor Verzweiflung reibt, bis sie rot sind: Jeder siebte Deutsche leidet ab dem Frühjahr an allergischen Reaktionen des Körpers, die durch Pflanzenpollen ausgelöst werden. Birkenpollen gehören gemeinsam mit Erlen-, Hasel- und Gräserpollen zu den stärksten Allergieauslösern und gelten dazu noch als besonders aggressiv.
Alle zwei Jahre: besonders starker Birkenpollenflug
Als sei das nicht genug, sind in diesem Jahr auch besonders viele von diesen Pollen in der Luft unterwegs. Alle zwei Jahre produzieren die Birkenbäume besonders großen Mengen davon – so auch 2018. Birken blühen Anfang Februar bis Ende Juli, wenn Temperaturen die 15-Grad-Marke überschreiten. Ihren Höhepunkt erreicht die Pollenkonzentration in der Luft in den Monaten April und Mai. 50 Prozent aller Allergiker sind nach einer Studie der Universität Wien vom Pollenflug der Birke betroffen.
Die allergene Potenz der Birkenpollen wird von der Wissenschaft als „sehr hoch“ eingestuft. Hinzu kommt, dass Birkenpollen-Allergiker gegen das Hauptallergen in Birkenpollen bestimmte Antikörper bilden, die sogenannte Kreuzreaktionen begünstigen. Isst ein Birkenpollen-Allergiker beispielsweise einen Apfel, kann es passieren, dass Augen, Mund- oder Nasenschleimhäute sich ebenso röten, jucken oder anschwellen. Das liegt daran, dass sein Immunsystem im Fruchtfleisch ein Protein erkennt, das dem Hauptallergen „Bet V1“ aus den Birkenpollen ähnelt. Ein Birkenpollen-Allergiker reagiert deshalb mit unterschiedlich großer Wahrscheinlichkeit auch auf andere Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel.
Kreuzreaktionen von Allergikern mit einer Primärallergie auf Birke:
Pollen: buchenartige Bäume (Erle, Hasel, Buche, Eiche, Edelkastanie)
Obst: Äpfel, Aprikosen, Bananen, Birnen, Feigen, Kirschen, Kiwi, Litschis, Mangos, Pfirsich, Pflaumen, Erdbeere, Himbeere
Gemüse: Karotten, Avocados, Fenchel, rohe Kartoffeln, Sellerie, rohe Tomaten
Kräuter und Gewürze: Anis, Basilikum, Chili, Dill, Koriander, Kümmel, Liebstöckel, Majoran, Oregano, Pfefferminz, Thymian
Nüsse: Cashew-Kerne, Haselnüsse, Mandeln, Pistazien,
Akutbehandlung mit Nasensprays und Augentropfen
Um die lästigen allergischen Reaktionen wie Nies- und Juckreiz in Nase, Rachen und Augen, Schnupfen und Schwellungen akut zu bekämpfen, werden antiallergische Nasensprays und Augentropfen empfohlen sowie Anti-Histaminika in Tablettenform. Sie sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Um bei stärker betroffenen Allergikern eine längerfristige Linderung zu erreichen und chronischem Asthma vorzubeugen, kommt die sogenannte Hyposensibilisierung infrage. Bei dieser antigen-spezifischen Therapie bekommt der Patient über einen längeren Zeitraum ein Allergenextrakt unter die Haut gespritzt, wobei die Dosis von Termin zu Termin gesteigert wird. Ziel ist es, das Immunsystem an das Allergen zu gewöhnen und die Abwehrreaktion zu verringern. Eine erfolgreiche Therapie dauert in der Regel drei bis fünf Jahre und sollte wegen der mit ihr verbundenen Risiken von einem Allergologen durchgeführt werden.
Pollenallergiker haben nicht nur tagsüber mit Beschwerden zu kämpfen: Mehr als die Hälfte von ihnen schläft wegen der Heuschnupfensymptome auch schlecht. Einer Studie zufolge leiden 46 Prozent von ihnen deshalb an Müdigkeit, 37 Prozent an Reizbarkeit und 21 Prozent an Nervosität. Bei 5 Prozent der Patienten führen die Schlafstörungen sogar zu Depressionen.
Tipps für einen erholsamen Schlaf trotz Pollenallergie:
- Damit möglichst wenig Allergene ins Schlafzimmer gelangen: am Fenster ein Pollenschutzgitter anbringen und getragene Kleidung in einem anderen Zimmer wechseln
- vorm Ins-Bett-Gehen Haare waschen
- Atemwege mit Nasendusche reinigen
- im Schlafzimmer Luftreiniger einsetzen