Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bipolarität: Lithium kann Suizidrisiko senken

Freitag, 25. August 2017 – Autor: anvo
Die Suizidrate unter Patienten, die unter bipolaren Störungen leiden, ist vergleichsweise hoch. Nun konnten Forscher zeigen, dass Lithium das Suizidrisiko besser senken kann als Valproat. Den Wissenschaftlern zufolge könnte durch eine konsequente Lithiumtherapie jeder achte Selbsttötungsversuch von bipolaren Patienten vermieden werden.
Suizidalität

Lithium kann gegen Suizidgedanken helfen – Foto: ©marjan4782 - stock.adobe.com

Lithium ist eines der ältesten Medikamente gegen psychische Störungen und wird heute so gut wie ausschließlich bei bipolaren Störungen eingesetzt. In seltenen Fällen kommt es auch bei rezidivierenden und durch Antidepressiva nicht beherrschbaren Depressionen zur Anwendung. In den vergangenen Jahren sind sowohl für Depressionen als auch für bipolare Störungen eine Reihe neuer Medikamente auf den Markt gekommen und haben Lithium sukzessive von seinem angestammten Platz verdrängt. Seine Wirkung ist dennoch unbestritten. Nun haben Forscher in einer Langzeitstudie untersucht, ob Lithium oder Valproat die Suizidrate bei bipolaren Patienten besser senken können.

Weniger Suizidversuche unter Lithium

Dass Lithium Suizidgedanken bei psychischen Erkrankungen wirksam reduzieren kann, ist bekannt. Ob es aber bipolare Patienten stärker schützt als das ebenfalls häufig verordnete Valproat, ist bisher ungeklärt. Kleinere Studien konnten bisher keine signifikanten Unterschiede zeigen. Nun haben Forscher die Daten von 52.000 Bipolarpatienten aus schwedischen Registern analysiert. Während des Analysezeitraums von 2005 bis 2013 unternahmen 4650 Patienten einen Suizidversuch, 590 gelang dieser. Insgesamt verzeichneten die Ärzte mehr als 10.600 Suizidversuche – einige Patienten unternahmen also mehrere Versuche.

Rund 50 Prozent der Patienten hatte im Untersuchungszeitraum weder Lithium noch Valproat erhalten. 41 Prozent nahmen zumindest zeitweise Lithium ein, 16 Prozent Valproat. Die Forscher analysierten nun, wie viele Suizidversuche unter den jeweiligen Medikationen auftraten. Wie sich zeigte, unternahmen Patienten unter Lithium zu 14 Prozent seltener Suizidversuche als in den Phasen, in denen sie kein Lithium einnahmen. Für Valproat wurde ein solcher Effekt nicht beobachtet, die Rate suizidaler Handlungen war unter der Medikation um nicht signifikante zwei Prozent erhöht.

Jeder achte Suizidversuch vermeidbar

Auch wenn die Forscher unterschiedliche Zeiträume oder Patientencharakteristika berücksichtigten, änderte sich an den Resultaten wenig. Nach den Berechnungen der Autoren hätten zwölf Prozent der Suizidversuche vermieden werden können, wenn die Betroffenen die gesamte Zeit über Lithium genommen hätten. Insgesamt ließe sich durch eine Lithiumtherapie also jeder achte Suizid und Suizidversuch bei Bipolarpatienten vermeiden, so die Schlussfolgerung. Die Forscher raten Ärzten dazu, bei suizidgefährdeten bipolaren Patienten eine Lithiumtherapie zu erwägen und auf deren konsequente Befolgung zu achten.

Foto: © marjan4782 - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Psychiatrie , Depression , Antidepressiva , Psychopharmaka , Suizid

Weitere Nachrichten zum Thema Suizidrisiko

27.03.2019

Viele Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen. Nicht selten sind diese für die Betroffenen so unerträglich, dass sie sich das Leben nehmen. Eine US-Studie zeigt: Fast neun Prozent der Menschen, die sich das Leben genommen haben, hatten vorher chronische Schmerzen.

Am Internationalen Tag der Suizidprävention wollen Experten Vorurteile abbauen und Fakten bekannter machen. Zudem betonen sie ausdrücklich, dass Menschen mit Suizidgedanken wirksam geholfen werden kann. Wichtig ist es, über das Thema offen zu sprechen.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin