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Biosimilars bergen Einsparpotenzial in Milliardenhöhe

Mittwoch, 15. Juni 2016 – Autor:
Wenn Ärzte ihren Patienten Biosimilars statt Biologika verschreiben würden, könnten die gesetzlichen Krankenkassen in den nächsten fünf Jahren mehr als vier Milliarden Euro sparen. Dieses Einsparpotenzial hat die BARMER GEK in ihrem Arzneimittelreport 2016 aufgedeckt.
Biosimilars könnten der GKV beim Sparen helfen. Ärzte müssen aber noch vom Nutzen der Nachahmerprodukte überzeugt werden

Biosimilars könnten der GKV beim Sparen helfen. Ärzte müssen aber noch vom Nutzen der Nachahmerprodukte überzeugt werden – Foto: denisismagilov - Fotolia

Nachahmerprodukte der Biologika, sogenannte Biosimilars, sind rund 25 Prozent billiger als das Original. Würden mehr Biosimilars verschrieben, könnte die gesetzlichen Krankenkassen in den nächsten fünf Jahren mehr als vier Milliarden Euro sparen. Zu diesem Schluss kommt der BARMER GEK Arzneimittelreport 2016, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Barmer-Chef Dr. Christoph Straub appellierte an die Ärzte, ihren Patienten konsequenter Biosimilars zu verordnen. „Zumal die Versorgungsqualität nachweislich nicht darunter leidet“, sagte er. Dadurch könnten in der GKV Mittel für andere innovative Medikamente frei werden.

Abgelaufener Patentschutz macht den Weg frei für Biosimilars

Viele biotechnologisch hergestellten Medikamente verlieren demnächst ihren Patentschutz. Dazu zählen auch die umsatzstärksten Blockbuster, etwa Biologika zur Behandlung von Rheuma. Dadurch wird Platz frei für Nachahmerprodukte. Da Biosimilars in Studien ihre Gleichwertigkeit zum Referenz-Produkt beweisen müssen, unterscheiden sich die Mittel letztlich nur noch durch den Preis. „Aufgabe der Ärzte ist es, medizinisch richtig, aber eben auch wirtschaftlich sinnvoll zu verordnen“, sagte Straub.

Momentan gibt es aber noch große regionale Unterschiede bei der Verordnung von Biosimilars. Je nach Wohnort variiert das Verschreibungsverhalten um 100 Prozent. Mecklenburg-Vorpommern weist demnach eine „Null-Quote“ für ein Biosimilar aus. In Bremen dagegen werden in 54 Prozent der Fälle die Nachahmerprodukte verordnet.

Medizinisch ließen sich diese enormen regionalen Differenzen bei den Verordnungsquoten nicht erklären, meint Arzneimittelreport-Autor, Professor Daniel Grandt. „Dass viele Ärzte Biosimilars nur selten verordnen, könnte an der Informationspolitik der Pharmahersteller liegen, die schwindende Umsätze bei ihren teureren Originalpräparaten befürchten“, sagte der Internist aus Saarbrücken. Umso mehr komme es auf die Kassenärztlichen Vereinigungen in den einzelnen Ländern an, noch stärker über Biosimilars zu informieren und mögliche Vorurteile aus der Welt zu räumen.

Kassen geben 1,2 Milliarden Euro für Biologika und Biosimilars aus

Biotechnologisch hergestellte Arzneimittel verursachen mittlerweile 21,3 Prozent der gesamten Arzneimittelkosten. Der Unterschied zu herkömmlichen Arzneimitteln liegt im Herstellungsprozess. Biologika wie auch ihre Nachahmer werden in gentechnologisch veränderte (Mikro-)Organismen hergestellt, normale Arzneimittel dagegen chemisch synthetisiert. Zu den umsatzstärksten Mitteln gehören der Wirkstoff Adalilumab (Humira) zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen und chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen, das Hepatitis-C-Mittel Sofosbuvir/Ledipasvir Harvoni und das Krebsmittel Bevacizumab (Avastin).

Ihr Umsatzanteil wächst: Laut BARMER GEK Arzneimittelreport 2016 ist der Anteil von Biologika allein im ambulanten Sektor zwischen 2010 und 2015 von 3,1 auf 4 Prozent gestiegen. Durch diesen Zuwachs sind die Ausgaben der Kassen gleichzeitig um mehr als 40 Prozent auf inzwischen 1,2 Milliarden Euro angestiegen.

Foto: © denisismagilov - Fotolia.com

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik
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