Bioimplantat fördert Regeneration von Nerven

Periphere Nerven können sich regenerieren; ein Bioimplantat kann dabei helfen
Es ist bekannt, dass elektrische Signale unseren Körper bei der Selbstheilung unterstützen können. So lassen sich beispielsweise verletzte Nerven mithilfe von Stromreizen zur Regeneration anregen. Forscher haben nun ein Bioimplantat entwickelt, das genau dies tut. Das Besondere daran: Das System besteht aus vollständig biologisch abbaubaren Materialen und löst sich nach einigen Wochen im Körper von selbst auf. Ein Team um John Rogers von der Northwestern University in Evaston bei Chicago hat das Implantat entwickelt, das durch elektromagnetische Wellen drahtlos mit Strom versorgt wird.
Periphere Nerven können sich regenerieren
Durch Unfälle, Überlastungen oder Entzündungen können unsere peripheren Nerven geschädigt werden, was sich beispielsweise durch Kribbeln, Brennen, Taubheitsgefühle oder sogar Lähmungserscheinungen äußert. Doch anderes als die Nerven des Zentralen Nervensystems besitzen die peripheren Nerven die Fähigkeit, sich bis zu einem gewissen Grad zu regenerieren.
Diese Regeneration kann zum Beispiel durch elektrische Impulse auf den Nervenstumpf gefördert werden, was aber nur während einer Operation, also während eines sehr kurzen Zeitfensters möglich ist. Die Forscher suchten daher nach einer Methode, um die Regeneration der Nervenzellen noch über den Eingriff hinaus anzukurbeln. Dazu haben sie ein elektronisches System entwickelt, das in den Körper eingesetzt wird.
Das Implantat besteht aus einem drahtlos angetriebenen Stimulator, dessen Elektrode um den verletzten Nerv gewickelt wird und in regelmäßigen Abständen elektrische Impulse abgibt. Der besondere Vorteil: Das komplette Material löst sich nach einer gewissen Zeit von selber auf und wird vom Körper vollständig abgebaut, so dass kein zweiter operativer Eingriff notwendig ist.
Bioimplantat führe zur schnelleren Regeneration
Die Wirkung des neuen Bioimplantats haben die Forscher bisher nur an Ratten getestet, die einen verletzten Ischiasnerv hatten. Für das Experiment bekamen die Tiere das Bioimplantat eingesetzt, das täglich eine Stunde lang elektrische Impulse aussandte – entweder für einen Tag, drei oder sechs Tage.
In einem Nachbeobachtungszeitraum von zehn Wochen zeigte sich, dass die behandelten Tiere im Vergleich zu Ratten, die keine Therapie erhalten hatten, eine deutlich bessere Heilung der Verletzung aufwiesen. Die Nerven waren schneller wieder funktionsfähig und in der Folge nahmen Muskelmasse und Muskelkraft schneller zu. Je länger das Implantat seine Signale aussendete, desto schneller und besser erholten sich die Tiere. Schädliche Wirkungen konnten nicht beobachtet werden.
Die Forscher hoffen, dass die bioelektronischen Implantate in Zukunft auch beim Menschen eingesetzt werden können und beispielsweise bei Nervenverletzungen im Plexus brachialis zur Heilung beitragen. Bisher sind allerdings noch keine klinischen Studien geplant.
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