Bier auf Wein – was ist dran? Alkoholmythen auf dem Prüfstand

Um Alkohol ranken sich viele Mythen. Die meisten stimmen nicht – Foto: ©Rawpixel.com - stock.adobe.com
Ist es tatsächlich besser, erst Bier zu trinken und dann Wein, wie es der Spruch „Bier auf Wein, das lass sein – Wein auf Bier, das rate ich dir“ nahelegt? Noch immer glauben viele Menschen, dass dem so ist und versprechen sich weniger Kater am nächsten Tag, wenn sie den Abend mit Bier beginnen und mit einem Glas Wein ausklingen lassen. Den Wahrheitsgehalt haben nun Experten der Stiftung Gesundheit überprüft.
Reihenfolge der Getränke macht keinen Unterschied
Tatsächlich fand sich eine randomisiert-kontrollierte Studie aus Deutschland zum Thema, in der die Reihenfolge Lagerbier und Weißwein untersucht wurde. Zumindest für diese beiden Getränke ist das Ergebnis eindeutig: Die Reihenfolge hat keinen Einfluss auf den Kater am nächsten Tag.
Doch woher kommt der Stammtischspruch? Man vermutet, dass sich der Ursprung des Mythos historisch erklären lässt: Denn früher konnten sich arme Menschen nur Bier leisten. Wer aber gesellschaftlich aufstieg, konnte sich unter Umständen auch Wein gönnen. Wein auf Bier war also erstrebenswert. Umgekehrt wohl eher nicht, schreiben die Gesundheitsexperten.
Schnaps stoppt eher die Verdauung
Auch andere Mythen rund um Alkohol hat die Stiftung Gesundheit unter die Lupe genommen und widerlegt. So gibt es keinen Anhaltspunkt, dass ein Glas Schnaps nach dem Essen die Verdauung ankurbelt – im Gegenteil. Zitiert wird eine randomisiert-kontrollierte Studie, in der verglichen wurde, wie verschiedene Getränke die Entleerung des Magens beeinflussen. Dabei wurde beobachtet, wie sich das Trinken von Wein, schwarzem Tee oder Schnaps nach einer deftigen Mahlzeit auswirkt. Die Ergebnisse zeigen, dass höhere Mengen an Alkohol die Entleerung des Magens verlangsamen, anstatt sie zu fördern. Möglicherweise verschafft Schnaps kurzzeitig ein angenehmes Gefühl, da er das Völlegefühl betäubt. Laut dieser Studie wird die Verdauung durch Alkohol jedoch eher gebremst.
Alkohol keine Lösung für Schlafprobleme
Ebenso wenig stimmt die Annahme, dass Alkohol gegen Schlafstörungen hilft. Das schreiben die Experten dazu: Alkohol kann zwar unter Umständen zunächst eine beruhigende Wirkung ausüben, sodass man schneller einschläft. Die Wirkung dreht sich jedoch durch den Abbau des Alkohols nach wenigen Stunden um. In der zweiten Nachthälfte kann es zu Schlafproblemen wie unruhigem oder oberflächlichem Schlaf kommen. Es kann auch passieren, dass der Schlaf häufiger unterbrochen wird. Fazit: Alkohol ist als Schlafhilfe ungeeignet.
Und dass Alkohol beim Kochen vollständig verdunstet, scheint auch nicht richtig zu sein. Einem Experiment zufolge verbleiben je nach Rezept 4 bis 85 Prozent im Essen. Die unterschiedlichen Prozentzahlen des verbliebenen Alkohols scheinen nicht nur von der Kochtemperatur abzuhängen, sondern von weiteren Zutaten oder dem Kochgefäß. Wer gerne mit einem Schuss Wein kocht, sollte wissen, dass noch Restalkohol im Essen verbleiben kann.
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