Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

BfR rät zu Verwendung von Jodsalz

Freitag, 19. März 2021 – Autor:
Rund ein Drittel der Deutschen nimmt zu wenig Jod zu sich. Darauf weist das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hin. Jod ist wichtig für einen gut geregelten Stoffwechsel, für die Knochenbildung und ein normales Wachstum. Umso gravierender sei deshalb, dass bei Kindern und Jugendlichen die Jodversorgung noch schlechter sei als bei Erwachsenen. Das Institut rät deshalb dazu, in der Küche und in der Lebensmittelproduktion mehr Jodsalz zu verwenden.
Jodhaltige Lebensmittel: Fischl, Eier, Milch, Käse, Jodsalz

Trotz erheblicher Fortschritte nehmen viele Erwachsene und Jugendliche noch immer zu wenig Jod zu sich. Als wichtige Quellen für eine gesunde Jodversorgung gelten jodiertes Speisesalz, Seefisch, Milchprodukte. – Foto: AdobeStock/airborne77

Viele lebenswichtige Mikronährstoffe wie Vitamine und Spurenelemente kann der Körper nicht selbst produzieren. Deshalb ist er darauf angewiesen, dass er sie in ausreichenden Mengen über die Nahrung zugeführt bekommt. Einer davon ist der Mineralstoff Jod, der in Form von Jodid für den Menschen und viele Tiere ein essentielles Spurenelemente ist. Weil der Boden in Deutschland wenig Jod enthält, ist auch dessen natürlicher Gehalt in pflanzlichen Nahrungsmitteln gering. Weil die Jodversorgung bei vielen Deutschen nicht optimal ist, rät das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ausdrücklich zur Verwendung von Jodsalz anstelle von normalem Kochsalz. „Eine der wenigen Quellen, die reich an Jod sind, ist jodiertes Speisesalz“, heißt es beim BfR.

Wenig Jod: Schilddrüsenunterfunktion kann die Folge sein

Jod ist lebenswichtig und für den Aufbau von Schilddrüsenhormonen unentbehrlich. Die Schilddrüsenhormone haben eine zentrale Funktion bei der Steuerung des Stoffwechsels und sind für normales Wachstum, die Knochenbildung und die Entwicklung des Nervensystems notwendig. „Wird über längere Zeit zu wenig des Elements aufgenommen, kann es zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen“, warnt das BfR. Symptome wie Müdigkeit, Gewichtszunahme und eine vergrößerte Schilddrüse (Struma) könnten die Folge sein.

Jodmangel: Ungünstig in Wachstum und Schwangerschaft

Seit Mitte der 1980er-Jahre hatte sich die Jodversorgung in Deutschland durch den Einsatz von Jodsalz verbessert. Aktuelle Daten aus den nationalen Gesundheitssurveys des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigen aber, dass die Jodversorgung der deutschen Bevölkerung derzeit – noch oder wieder – nicht optimal ist. Bei knapp 30 Prozent der Erwachsenen besteht demnach das Risiko einer Unterversorgung. Bei Kindern und Jugendlichen sind es sogar 44 Prozent. Obwohl junge Menschen im Wachstum besonders auf eine optimal arbeitende Schilddrüse angewiesen sind, ist in dieser Altersgruppe der Versorgungsgrad dem BfR zufolge sogar rückläufig.

Für Frauen im gebärfähigen Alter ist das Risiko einer unzureichenden Jodzufuhr besonders hoch. Dabei ist eine gute Versorgung gerade für Schwangere und Stillende bedeutsam, weil das Spurenelement für die körperliche und geistige Entwicklung des Kindes wichtig ist – auch schon vor der Geburt.

„Weniger Salz tut gut, auf Jodsalz verzichten aber nicht“

Jod muss mit der Nahrung aufgenommen werden. Da der Boden hierzulande aber nur wenig von dem Spurenelement enthält, sind die natürlichen Jodgehalte der pflanzlichen landwirtschaftlichen Erzeugnisse entsprechend gering. In relevanten Mengen kommt das Element nur in wenigen Speisen vor. Dazu gehören Meeresfisch und -früchte, aber auch mit Jodsalz angereicherte Speisen. „Wer bewusst zu jodhaltigen Lebensmitteln greift, ist in der Regel ausreichend versorgt“, lautet die Empfehlung des Bundesinstituts. Weil viele Menschen salzbewusst essen (oder essen müssen) – aus Gesundheitsbewusstsein heraus oder etwa wegen zu hohen Blutdrucks – rät Andreas Hensel, der Präsident des BfR: „Weniger Salz tut gut, auf Jodsalz verzichten aber nicht. Dieser Grundsatz sollte sowohl in der eigenen Küche als auch in der Lebensmittelproduktion gelten.“

BfR: Zu wenig Jodsalz in der Lebensmittelproduktion

Einen Hauptgrund für die unzureichende Versorgung der Bevölkerung mit Jod sieht das BfR in einem Rückgang der Verwendung von jodiertem Salz in der Lebensmittelproduktion. In Deutschland können Hersteller selbst entscheiden, ob sie jodiertes Speisesalz für ihre Produkte nutzen. Laut einer Studie der Universität Gießen tun sie das in den vergangenen Jahren aber immer weniger, vor allem bei Brot und Backwaren. Nur etwa 30 Prozent der industriell und handwerklich hergestellten Produkte enthalten demnach Jodsalz. Nach Modellrechnungen des BfR ist eine gute Jodversorgung aber nur dann möglich, wenn etwa 40 Prozent dieser Lebensmittel mit Jodsalz produziert werden.

Fünf Tipps für eine gute Jodversorgung:

  • Jodsalz zum Kochen und Nachsalzen nutzen.
  • Abgepackte Lebensmittel und Fertiggerichte bevorzugen, in deren Zutatenliste „Jodsalz“ oder „jodiertes Salz“ steht.
  • Bei loser Ware wie Brot, Käse und Wurst nachfragen, ob Jodsalz enthalten ist.
  • Milch- und Milchprodukte täglich konsumieren.
  • Meeresfisch ein- bis zweimal pro Woche verzehren.
Hauptkategorie: Umwelt und Ernährung
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Ernährung , Kinder , Schilddrüse , Organe , Schwangerschaft

Weitere Nachrichten zum Thema Jodversorgung und Schilddrüse

Wer sich vegan ernährt, hat ein erhöhtes Risiko für einen Jodmangel. Darauf deuten Ergebnisse eines Forschungsprojekts des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hin. Darin haben Wissenschaftler Risiken und Vorteile einer von Tierprodukten völlig freien Ernährung untersucht.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin