Betriebliche Gesundheitsförderung wird immer wichtiger
Einen Grossteil unseres Lebens verbringen wir am Arbeitsplatz. Ungünstige Arbeitsbedingungen können zu physischen und psychischen Beschwerden und einem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Arbeitsleben führen. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist es jedoch wichtig, dass die Arbeitskraft der Menschen möglichst lange erhalten bleibt. Viele Unternehmen haben daher bereits die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) in ihren Arbeitsalltag eingeführt. Über Erfolge und Grenzen von BGF-Massnahmen sprachen Experten beim Demografiekongress 2012 in Berlin.
Norbert Paland, Leiter der Unterabteilung Prävention im Bundesministerium für Gesundheit, erklärte, dass der Betrieblichen Gesundheitsförderung in den kommen Jahren eine immer grössere Bedeutung zukommen wird. Bis zum Jahr 2050 werden zwischen zwei und vier Millionen fehlende Arbeitskräfte prognostiziert. Durch die Betriebliche Gesundheitsförderung könnten diese Folgen des demografischen Wandels spürbar gemildert und die Arbeitskraft der Beschäftigten länger erhalten werden. Wichtig, so Paland, sei es, für einheitliche Vorgaben in Bezug auf Qualität und Evaluation der BGF zu sorgen. Auch müssten mehr Anreize für Unternehmen und Beschäftigte geschaffen werden, sich an den Massnahmen zu beteiligen.
Resultate von BGF-Massnahmen schwer messbar
Vor allem grössere Unternehmen haben den Nutzen und die Wichtigkeit von Betrieblicher Gesundheitsförderung erkannt und entsprechende Programme erfolgreich in ihren Unternehmen eingeführt. Doch kleine und mittelständische Unternehmen tun sich bisher häufig noch schwer damit, die Vorteile Betrieblicher Gesundheitsförderung für sich zu nutzen. Die BGF umfasst verschiedene Aufgabenfelder: Um die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern, werden Arbeitszeiten, Arbeitsumgebung, Sicherheit des Arbeitsplatzes und Sozialbeziehungen innerhalb des Unternehmens einer kritischen Betrachtung unterzogen. Ernährungs- und Sportkurse sowie Möglichkeiten zur psychosozialen Beratung stellen einen weiteren wichtigen Baustein der Betrieblichen Gesundheitsförderung dar. In einigen Betrieben werden auch kostenlose Impfungen, beispielsweise gegen Pneumokokken und Grippe, angeboten.
Konkrete Ergebnisse von BGF-Massnahmen im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse lassen sich jedoch nur schwer berechnen, betont Dr. Thomas Kohstall, Stellvertretender Leiter des Instituts für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV). Neben dem Problem der Objektivierbarkeit vieler Befindlichkeiten sei es häufig kaum möglich, Präventionsmassnahmen von anderen Arbeitsvorgängen abzugrenzen. Trotzdem hätten Untersuchungen ergeben, dass die Betriebliche Gesundheitsförderung sinnvoll ist und vor allem die Motivation der Mitarbeiter fördert.
Psychischen Problemen entgegenwirken
Neben körperlichen Problemen sind auch psychische Beschwerden ein häufiger Grund für Krankschreibungen oder ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben. In Umfragen werden als häufigste Ursachen Arbeitshetze, Zeitdruck und Personalknappheit genannt. Beschäftigte reagieren dann häufig mit Schlafstörungen, Ängsten, psychisch bedingten Kopf- oder Rückenschmerzen. Um solche Probleme besser erkennen und ihnen entgegenwirken zu können, bieten viele Unternehmen auch auf Führungsebene Workshops an. Auf dem Demografiekongress war man sich einig, dass eine bessere Kommunikation zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ein entscheidender Schlüssel für ein langes und gesundes Arbeiten sei.
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