Bestimmter Typ des Herpesvirus erhöht Risiko für MS

Ein bestimmter Typ des Herpes-Virus erhöht das Risiko für eine MS-Erkrankung – Foto: ©domaskina - stock.adobe.com
Ein bestimmter Typ des Herpesvirus könnte mit ein Auslöser von MS sein. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern des schwedischen Karolinska Institutet. MS-Patienten tragen das Herpesvirus 6A in größerem Maße in sich als gesunde Personen, beim Herpesvirus 6B ist es umgekehrt.
Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem betrifft. Die Ursache der Krankheit ist unklar, aber eine plausible Erklärung ist, dass ein Virus das Immunsystem dazu verleitet, das körpereigene Gewebe anzugreifen.
Antikörpertest kann Virus-Typen A und B unterscheiden
Das Humane Herpesvirus 6 (HHV-6) wurde schon länger mit MS assoziiert. Schätzungen zufolge sind bis zu 80 Prozent aller Kinder vor dem 2. Lebensjahr mit dem HHV-6-Virus infiziert, und viele von ihnen tragen für den Rest ihres Lebens einen Schutz in Form von Antikörpern gegen dieses spezielle Virus.
Es war jedoch bislang nicht möglich zu unterscheiden, ob der Virustyp HHV-6A oder HHV-6B mit MS in Zusammenhang steht. Mittlerweile gibt es spezielle Antikörpertestst mit denen sich die beiden Typen unterscheiden lassen.
Bestimmter Typ des Herpesvirus erhöht Risiko für MS
Die Forscher verglichen die Antikörperwerte in Blutproben von etwa 8.700 MS-Patienten mit mehr als 7.200 gesunden Personen. Sie kamen zu dem Schluss, dass Menschen mit MS ein um 55 Prozent höheres Risiko hatten, Antikörper gegen das HHV-6A-Protein zu tragen als die Kontrollgruppe.
In einer Untergruppe von fast 500 Personen, deren Blutproben vor dem Ausbruch der Krankheit entnommen wurden, hat sich das Risiko, in Zukunft an MS zu erkranken, bei einer 6A-Virusinfektion mehr als verdoppelt. Je jünger die Menschen waren, als das Virus zum ersten Mal im Blut entdeckt wurde, desto höher war das Risiko, in Zukunft an MS zu erkranken. Dieser bestimmte Typ des Herpesvirus erhöht also das Risiko für MS.
HHV-6B löst Drei-Tage-Fieber aus
HHV-6B war dagegen nicht positiv mit MS assoziiert. Stattdessen wiesen MS-Patienten geringere Spiegel an Antikörpern dagegen auf als Patienten ohne MS. HHV-6B ruft bei Kindern milde Erkrankungen wie das Drei-Tage-Fieber (Roseola infantum) hervorg.
Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus (EBV), ein weiteres Herpesvirus, das ebenfalls mit MS assoziiert ist, wurden mit derselben Methode analysiert. Die Forscher konnten zeigen, dass Personen, die mit beiden Viren infiziert waren, ein noch höheres MS-Risiko hatten. Dies weist darauf hin, dass mehrere Virusinfektionen zusammenwirken können, um das MS-Risiko zu erhöhen.
"Dies ist ein großer Durchbruch sowohl für die MS- als auch für die Herpes-Virus-Forschung", sagt Prof. Anna Fogdell-Hahn, eine der leitenden Autoren der Studie, die im Fachmagazin Frontiers in Immunology veröffentlicht wurde.
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