Bessere Zahn-Vorsorge für Pflegebedürftige

Pflegebedürftige haben neuerdings Anspruch auf eine halbjährliche Vorsorge-Behandlung vom Zahnarzt – Foto: ©Ingo Bartussek - stock.adobe.com
"Im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt ist die Mundgesundheit von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung schlechter", erklärt Prof. Ina Nitschke, Zahnmedizinerin an der Universität Leipzig. Seit dem 1. Juli 2018 haben gesetzlich Krankenversicherte, die einen Pflegegrad haben oder eine Eingliederungshilfe erhalten, nun Anspruch auf eine halbjährliche Zahn-Vorsorge durch einen Zahnarzt.
"Pflegebedürftige und Menschen mit Behinderung sind insbesondere häufiger von Karies sowie Parodontal- und Mundschleimhauterkrankungen betroffen", so die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin. Das kann Gesundheit und Lebensqualität erheblich einschränken, heißt es weiter in einer Mitteilung des Zahn-Interessenverbandes pro dente.
Pflege: Bessere Zahn-Vorsorge für Pflegebedürfige
Nur mit gesunden Zähnen und einer gesunden Mundhöhle sowie gut sitzendem, belagfreiem Zahnersatz kann man schmerzfrei essen, trinken und sprechen. Auch begünstigen Zahn- und Munderkrankungen Allgemeinerkrankungen wie Lungen- oder Herz-Kreislauf-Krankheiten.
Der Zahnarzt kann die Patienten in der eigenen Praxis, aber auch bei diesen zu Hause oder in einer Pflegeeinrichtung behandeln. Was zu der neuen Zahn-Vorsorge für Pflegebedürftige gehört: Der Zahnmediziner erfasst zunächst den Pflegezustand der Zähne, des Zahnfleisches, der Mundschleimhäute und des Zahnersatzes.
Pflege: Zahn-Aufklärung für die Pflegepersonen
Er erstellt einen Mundgesundheitsplan, der Auskunft über die individuelle Mund- und Prothesenpflege gibt. Zudem klärt er über die Bedeutung der Mundhygiene und über Maßnahmen, wie die Mundgesundheit erhalten werden kann, auf und entfernt einmal im Kalenderhalbjahr harte Zahnbeläge.
Die Aufklärung über die Erhaltung der Mundgesundheit richtet sich dabei auch an die Angehörigen und Pflegepersonen. So erhalten die Pflegenden Hinweise, welche individuellen Hilfsmittel sie bei der Mundhygiene des zu Pflegenden einsetzen können oder was bei der Reinigung und Pflege von Zahnersatz zu beachten ist.
Pflege: Zahnpflege-Sets für Pflegeeinrichtungen
Neben Zeit ist dafür auch die richtige Technik und die richtige Ausrüstung nötig, sagt Dr. Christian Rath, Geschäftsführer des Vereins für Zahnhygiene. Zum Tag der Zahngesundheit am 25. September 2018 möchte der Verein für Zahnhygiene und die Deutsche Gesellschaft für Alterszahnmedizin Pflegeeinrichtungen und Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung daher mit insgesamt 25.900 Zahnpflege-Startersets unterstützen.
Einrichtungen für Senioren und Menschen mit Behinderung, Sanatorien, ambulante Pflegedienste und ähnliche öffentlich-rechtliche oder gemeinnützige Einrichtungen können sich deutschlandweit beim Verein für Zahnhygiene melden und erhalten - so lange der Vorrat reicht - für jeden Bewohner und jede Bewohnerin ein Mundhygiene-Starterset gratis zugesandt.
Pflege: Mund- und Zahnpflege-Tipps auf youtube
Außerdem haben die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) gemeinsam die wichtigsten Hinweise zur Mund- und Zahnpflege von Pflegebedürftigen in zwölf Erklärvideos zusammengefasst. Familienangehörige und Pflegepersonal finden die Erklärvideos auf youtube unter dem Stichwort Bundeszahnärztekammer.
Noch gibt es, was die zahnärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern betrifft, deutlichen Verbesserungsbedarf. Das ergab zumindest eine im Auftrag der Barmer durchgeführte Studie (Zahnreport 2018). So haben die bereits 2013/2014 eingeführten zusätzliche Abrechnungspositionen für die Zahnärzte bislang nicht zu mehr Therapien - wie etwa der einfachen Reparatur einer Prothese - geführt.
oto: ingo bartussek/fotolia.com