
In vielen Ländern sind besonders Teenager von einer HIV-Infektion betroffen
Von der globalen Aids-Epidemie sind mittlerweile besonders Kinder und Jugendliche betroffen. Seit 2010 sank die Zahl der Aids-Toten insgesamt. Doch bei Teenagern war kein Rückgang der Todesfälle zu verzeichnen. Im Jahr 2017 starben weltweit 130.000 junge Menschen unter 19 Jahren an den Folgen der Immunschwächekrankheit.
430.000 Jugendliche infizierten sich neu mit HIV. Zwei Drittel dieser Neuinfektionen mit HIV entfielen auf Mädchen. Das geht aus einem neuen Unicef-Report hervor, den die Hilfsorganisation auf dem Aids-Kongress in Amsterdam vorstellte.
Mädchen besonders durch erzwungene Sexualkontakte betroffen
Die Epidemie unter Mädchen und jungen Frauen werde vor allem durch frühe oder auch erzwungene Sexualkontakte gefördert. Sie hätten oftmals nicht die Macht, über ihre Sexualität zu bestimmen. Hinzu kämen Armut und fehlender Zugang zu vertraulichen Beratungs- und Testmöglichkeiten, erklärte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. "In den meisten Ländern haben Mädchen und Frauen schlechteren Zugang zu Informationen und Gesundheitsdiensten oder schlicht nicht genug Macht ‚Nein’ zu ungeschütztem Sex zu sagen", so Fore.
"Wir müssen dafür sorgen, das Mädchen und Frauen wirtschaftlich für sich selbst sorgen können, damit sie sich nicht prostituieren müssen", meint Sängerin und Unicef-Botschafterin Angelique Kidjo. "Wir müssen dafür sorgen, dass sie wissen, wie HIV übertragen wird und wie sie sich schützen können. Und wir müssen dafür sorgen, dass sie Zugang zu Medikamenten und Hilfsangeboten bekommen."
Besonders Teenager von HIV betroffen
"Vor allem aber müssen wir Mädchen stark machen. Bildung ist dafür der beste Weg", sagte Kidjo weiter in einer Pressemitteilung. Unicef hat mit dem Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAIDS) und weiteren Partnern eine Reihe von Initiativen gestartet, um die Epidemie einzudämmen. In den 25 Ländern, in denen besonders viele Teenager von HIV betroffen sind, richten sich spezielle Programme an diese Altersgruppe.
Wenn die nachwachsende Generation nicht durch Präventions- und Hilfsprogramme erreicht werde, würden die Fortschritte im Kampf gegen Aids aus den vergangenen Jahrzehnten wieder zunichtegemacht, warnt Unicef. Programme zum Stopp der Virus-Übertragung von schwangeren und stillenden Müttern auf ihre Kinder soll die Neuinfektionen im Mutterleib oder nach der Geburt senken.
Virus-Übertragung von Schwangeren auf ihre Kinder verhindern
Diese und andere Maßnahmen haben in den vergangenen Jahren bereits zu einem deutlichen Rückgang der Mutter-Kind-Übertragung geführt. So sank die Zahl der Neuinfektionen bei Neugeborenen und Kleinkindern zwischen 2010 und 2017 um ein Drittel. Vier von fünf HIV-positiven Frauen, die ein Baby erwarten, erhalten medizinische Hilfe um ihre Gesundheit zu erhalten und um zu verhindern, dass ihre Kinder sich anstecken.
Außerdem sollen strukturelle Hindernisse bei der Aids-Prävention, wie Strafverfolgung oder fehlende Beratungsangebote, abgebaut werden. In den afrikanischen Ländern südlich der Sahara wie Botswana und Südafrika - viele Jahre das Epizentrum der Epidemie - gelang es die Mutter-Kind-Übertragung des HI-Virus auf fünf Prozent zu senken. Über 90 Prozent der betroffenen Frauen erhalten dort medizinische Hilfe. In Simbabwe, Malawi und Sambia kennen praktisch alle Frauen ihren HIV-Status.
In Deutschland wird derzeit vor allem über die HIV-Prophylaxe (PrEP) diskutiert: Ein regelmäßig eingenommenes Medikament schützt vor der Ansteckung mit HIV ebenso zuverlässig wie Kondome. Nach dem Willen von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll es demnächst Kassenleistung werden.
Foto: UNICEF/UN059872/Zar Mon