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Berliner dürfen sich Corona-Impfstoff aussuchen

Dienstag, 12. Januar 2021 – Autor:
Die Herstellung von COVID-19-Impfstoffen läuft auf Hochtouren. Trotzdem sind die Einzeldosen 14 Tage nach Start der Kampagne noch knapp – und dies wird noch eine Weile so bleiben. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagt deshalb: Es wird verimpft, was da ist. Anders in Berlin: Hier will die Gesundheitssenatorin Impfwilligen die Freiheit einräumen, selbst zu wählen. Denn ein paar feine Unterschiede gibt es doch.
Gläschen mit COVID-19-Impfstoff -

Als bisher einziges Bundesland lässt Berlin seinen Bewohnern die Wahl, mit welchem Impfstoff sie sich gegen COVID-19 immunisieren lassen wollen. – Foto: ©fotofabrika - stock.adobe.com

Der Impfstoff, den Biontech in Mainz entwickelt hat und zusammen mit dem US-Pharmakonzern Pfizer vermarktet, ist seit dem offiziellen Impfstart Ende Dezember im Einsatz. Seit heute wird der Impfstoff des US-Herstellers Moderna in Deutschland ausgeliefert. Und wenn bald das Präparat des britisch-schwedischen Unternehmens Astrazeneca hinzukommt, dessen Zulassung in der EU kurz bevorsteht, stünden insgesamt drei gegen die Coronavirus-Erkrankung zur Verfügung. Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist eine Wahlfreiheit für Impfwillige aber bis auf weiteres in Deutschland nicht vorgesehen. Berlin geht als bisher einziges Bundesland einen anderen Weg.

Berlin: Impfstofftyp an Impfzentren gekoppelt

Impfwillige in Berlin sollen laut Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) die Wahl haben, welchen Impfstoff sie bekommen. „Bürger und Bürgerinnen sollen die Freiheit haben, sich entscheiden zu können", sagte Kalayci der rbb-Abendschau. „Wir haben zurzeit eine Sortierung der Impfzentren nach Impfstoff.“ Bei der Terminanmeldung könnten Berliner also bestimmen, in welches Zentrum sie gehen und welches der zugelassenen Mittel sie damit bekommen. In einem Impfzentrum im Stadtteil Treptow wird der deutsch-amerikanische Impfstoff von Biontech/Pfizer verabreicht. In einem weiteren im Stadtteil Wedding wird ab Mitte dieser Woche der Wirkstoff des US-Herstellers Moderna Verwendung finden. Berlin plant, insgesamt sechs Impfzentren einzurichten. Die Verteilung der Impfstoffe ist nach Aussagen der Gesundheitssenatorin an die einzelnen Impfzentren gekoppelt.

Spahn: „Man kann nicht sagen: Ich will aber Moderna oder Biontech“

Angesichts des holprigen Starts der bundesweiten Impfungen mit Produktionspannen,  Auslieferungsschwierigkeiten oder Überlastung von Termin-Hotlines hatte sich der Bundesgesundheitsminister in einer Online-Debatte mit Ärzten und Apothekern gegen eine Wahlfreiheit ausgesprochen. Wer vom Staat eine Impfung gegen COVID-19 angeboten bekommen, werde sich angesichts der noch herrschenden Knappheit aktuell und bis auf absehbare Zeit den Impfstoff nicht aussuchen können. Man sei nicht in der Lage, „das Angebot zu machen, dass man sagen kann: 'Ich will aber Moderna oder Biontech'", so Spahn. Das liege an der Knappheit der Impfstoffe, die absehbar auch bestehen bleiben werde. „Es ist der Impfstoff im Angebot, der im Angebot ist - und man kann dann entscheiden: ja oder nein", sagte Spahn.

Impfstoffe: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Grundsätzlich haben die Impfstoffe gemeinsam, dass sie mit hoher Wahrscheinlichkeit vor COVID-19 schützen – bei offenbar geringen Nebenwirkungen. Alle müssen in zwei Dosen verabreicht werden – bei einem zeitlichen Mindestabstand von drei bis vier Wochen. Für manchen mag das Entwicklungs- oder Herstellungsland ein Sympathiefaktor sein. Bei den jetzt schon im Einsatz befindlichen Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna handelt es sich um genbasierte mRNA-Impfstoffe. Diese Impfstoffe waren bisher noch nie im Einsatz. Der Impfstoff von Astrazeneca, der demnächst hinzukommt, beruht hingegen auf einer bereits bekannten Technik. Es ist ein sogenannter Vektorimpfstoff, bei dem ein abgeschwächtes Erkältungsvirus von Schimpansen als Mittel verwendet wird, um den Wirkstoff in den menschlichen Körper einzuschleusen. Die ständige Impfkommission bewertet die beiden Impfstoffe als gleichwertig.

Impfstofftypen: Wirksamkeit zwischen 70 und 95 Prozent

Nach Abschluss der klinischen Erprobung zeigen sich aber auch Unterschiede. So wird die Wirksamkeit der mRNA-basierten Impfstoffe mit 94 und 95 Prozent deutlich höher angegeben als beim Präparat von Astrazeneca mit 70 Prozent. Eine Besonderheit des Biontech-Impfstoffs liegt darin, dass er als einziger schon für Menschen ab 16 Jahren zugelassen ist. Bei den anderen beträgt das Mindestalter für eine Impfung 18.

mRNA-Impfstoffe: Kühlung bei bis zu minus 70 Grad

Für die Organisatoren der Impfkampagne spielen noch einige Faktoren eine Rolle, die den Endverbraucher nicht tangieren. So müssen die mRNA-Impfstoffe bis zur Verabreichung mit großem Aufwand ultratief gekühlt werden (der Biontech-Impfstoff sogar bei minus 70 Grad). Auch preislich gibt es Unterschiede: Während die Einzeldosis für die genbasierten Impfstoffe mit 14,70 Euro (Moderna) und mit 12 Euro (Biontech) zu Buche schlägt, wird der Preis bei Astrazeneca mit 1,78 Euro angegeben.

Foto: AdobeStock/fotofabrika

Hauptkategorie: Corona
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