Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Berliner Aktionsprogramm für Geburtshilfe beschlossen

Montag, 5. Februar 2018 – Autor: Angela Mißlbeck
Mehr Investitionen, mehr Personal, mehr Information – auf diese drei Rezepte setzt das Aktionsprogramm für Geburtshilfe in Berlin gegen die Engpässe in den Kreißsälen der Hauptstadt.
Aktionsprogramm für Geburtshilfe in Berlin

Gemeinsam für die Geburtshilfe in Berlin: Michael Abou-Dakn, Susanne Rinne-Wolf, Dilek Kolat (v.l.n.r.)

Die Engpässe in der Geburtshilfe in Berlin sorgten 2017 für Schlagzeilen. Junge Mütter beklagten, dass sie keine Hebamme oder keinen Platz in einer Geburtsklinik fanden. Daraufhin setzte die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat einen Runden Tisch ein, dem Experten aus allen Bereichen der Geburtshilfe in Berlin angehören: Chefärzte der 19 Geburtskliniken der Hauptstadt, der Berliner Hebammenverband, die Hebammenschulen, Elternvertreter, Krankenkassen und die Gesundheitssenatorin selbst tauschten sich über die Probleme und über Lösungsmöglichkeiten aus.

Geburtenboom fordert Geburtshilfe in Berlin heraus

„Berlin erlebt einen Geburtenboom. Das ist ein Grund zur Freude, stellt aber auch hohe Anforderungen an die Geburtshilfe“, so Kolat. Am Runden Tisch seien sich die Beteiligten einig. „Wir stehen gemeinsam in der Verantwortung, die bestmögliche Versorgung von Mutter und Kind vor, während und nach der Geburt sicherzustellen.“

Nun hat der Runde Tisch ein Aktionsprogramm beschlossen. Es umfasst zehn Punkte:

  1. Die Geburtskliniken erhalten vom Senat 20 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau der Kreißsäle.
  2. Die Hebammenschulen erhöhen die Zahl der Ausbildungsplätze von 202 auf 332 im Jahr 2020.
  3. Die Arbeitsbedingungen für Hebammen in Kreißsälen werden verbessert. Mittel der Wahl sind Best-Practise-Beispiele und –perspektivisch - eine Personaluntergrenze, die Senatorin Kolat mit einer Bundesratsinitiative erreichen will.
  4. Die akademische Hebammenausbildung wird vorangetrieben.
  5. Für ausländische Hebammen soll der Zugang zur Berufstätigkeit erleichtert und beschleunigt werden. Dafür ist mehr Personal beim Landesamt für Gesundheit und Soziales und eine Anpassungsqualifikation in Berlin vorgesehen.
  6. Der Berliner Hebammenverband baut noch in diesem Jahr eine digitale Hebammensuche auf. Lottomittel sind bewilligt.
  7. Die Geburtskliniken halten sich ab April gegenseitig mit der Software IVENA über freie Kapazitäten auf dem Laufenden.
  8. Die Bettenzahl in den Wöchnerinnenstationen und der Neonatologie wird flexibel aufgestockt.
  9. Die Geburtskliniken stimmen Leitlinien zum sensiblen und situationsgerechten Umgang mit (Hoch-)Schwangeren ab, überarbeiten ihre Informationen und verpflichten sich zur Kooperation.
  10. Am Jahresende 2018 überprüft der Runde Tisch, wie die Maßnahmen umgesetzt wurden.

Chefarzt Abou-Dakn: Aktionsplan setzt Maßstäbe

Kolat zeigt sich überzeugt: „Die jetzt beschlossenen Maßnahmen werden die Situation der Geburtshilfe in Berlin spürbar verbessern.“ Die Vorsitzende des Berliner Hebammenverbandes Susanne Rinne-Wolf zeigte sich stolz und erfreut, dass das Aktionsprogramm mit soviel Übereinstimmung aller Beteiligten auf den Weg gebracht wurde. „Wir sind gespannt auf die Ausgestaltung und zeitnahe Umsetzung“, so Rinne-Wolf. Professor Michael Abou-Dakn, Chefarzt der Geburtsklinik des St. Joseph Krankenhauses Tempelhof meint: „Der Aktionsplan setzt Maßstäbe, die sicherlich über die Berliner Grenzen hinaus wirken werden.

Foto: SenGPG

Hauptkategorien: Berlin , Gesundheitspolitik
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Gynäkologie , Krankenhäuser , Geburt

Weitere Nachrichten zum Thema Geburtshilfe in Berlin

Eine erfolgreiche Online-Petition, ein Gespräch mit Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe – und die avisierte Unterstützung einiger Bundesländer. Die rund 3.500 freiberuflichen Hebammen in Deutschland sind wieder guter Hoffnung, dass ihr Berufsstand doch noch gerettet wird.

Wohin, wenn sich eine Frühgeburt ankündigt? Antworten auf diese Frage bietet die neue Website www.perinatalzentren.org. Dort sind die Qualitätsdaten von Geburtskliniken gesammelt, die zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht zugelassen sind.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin