Berlin hat eine neue Beratungsstelle für türkische Krebspatienten
Über Krebs reden, das tut vielen Betroffenen gut. Darum gibt es in Berlin verschiedene Beratungsstellen für Krebspatienten und Angehörige. Bei einer psychoonkologischen Beratung können sich Krebspatienten ihr Herz ausschütten und ihre Sorgen mit einem speziell ausgebildeten Psychologen besprechen. Zudem werden auch ganz praktische Fragen beantwortet, etwa zum Krankengeld, zu einer Patientenverfügung oder Ansprüche auf Unterstützung im Alltag. Denn eine Krebserkrankung hat weitreichende Konsequenzen, die nahezu alle Lebensbereiche betreffen. Gute Informationen sind daher äußerst wertvoll und helfen das Leben mit der Krankheit besser zu meistern.
Sprach- und kulturelle Barrieren
Doch wer deutsch nicht als Muttersprache spricht, scheut sich oft, psychoonkologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zudem ist in anderen Kulturen Krebs häufig ein Tabuthema, über das man nicht gerne spricht. Das bestätigt auch die Berliner Krebsgesellschaft, die in Berlin mittlerweile fünf Beratungsstellen betreibt, aber offenbar eher selten Menschen mit Migrationshintergrund berät. Dabei leben in Berlin allein 170.000 Deutsch-Türken. „Oft ist es die Sprachbarriere, die Menschen mit türkischen Wurzeln davon abhält, Rat und Hilfe bei uns zu suchen“, sagt die Vorstandsvorsitzende der Berliner Krebsgesellschaft Prof. Dr. Petra Feyer. Aber auch Diskriminierungserfahrungen, Unwissenheit oder Misstrauen könnten Zugangshindernisse sein. Das sei bedauerlich, meint Feyer, denn viele benötigten eigentlich psychologische Unterstützung, oft auch noch Jahre nach der Diagnose.
Bahar Verein dient als kulturelle Brücke
Ende Februar hat die Berliner Krebsgesellschaft deshalb in Kooperation mit dem Bahar Verein in Kreuzberg eine psychoonkologische Sprechstunde eingerichtet: Beraten wird einmal pro Woche auf Türkisch. Das Angebot ist kostenlos und wird von der türkischstämmigen Psychoonkologin Özlem Özöncel geleitet. Angesprochen werden sollen Menschen, die sonst nie eine Krebsberatungsstelle aufgesucht hätten, aber psychoonkologische Unterstützung benötigen.
Feyer zufolge habe man sich bewusst den Bahar Verein als Kooperationspartner ausgesucht, damit die Menschen Vertrauen fassten. Der Verein werde von Migranten akzeptiert und verstehe sich als Brücke zwischen den Kulturen. „Mit dem neuen Beratungsangebot wollen wir Barrieren abbauen und hoffen, möglichst viele Betroffene zu erreichen“, so Krebsexpertin Feyer.
Die psychoonkologische Sprechstunde in Kreuzberg
Die psychoonkologische Beratung findet jeden Montag von 11 bis 14 Uhr in den Räumen des Bahar Vereins am Mehringdamm 32 statt. Termine vergibt die Berliner Krebsgesellschaft unter der zentralen Telefonnummer (030) 283 24 00 oder per E-Mail: beratung@berliner-krebsgesellschaft.de.
Foto: © fuxart - Fotolia.com