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Bei Schwindel sorgfältige Diagnose wichtig

Freitag, 5. Mai 2017 – Autor:
Mehr als jeder zehnte Patient sucht innerhalb eines Jahres einen Hausarzt aufgrund von Schwindel auf. Bei sorgfältiger Diagnose sind Schwindel-Gefühle gut zu therapieren.
Schwindel

Schwindel kann verschiedene Ursache haben – Foto: Kurhan - Fotolia

Bei den über 70-Jährigen klagt jeder dritte darüber, sogar jeder zweite Patient der über 80-Jährigen. Schwindel beeinträchtigt vor allem ältere Menschen in ihrer Lebensqualität und kann zu sozialem Rückzug führen.

Besonders wichtig bei Schwindelgefühlen ist die ausführliche Anamnese, also die systematische Befragung des Patienten. Für die bleibt im Praxis-Alltag oft zu wenig Zeit. Darüber diskutierten Experten auf der 88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC).

Sinnesorgane senden widersprüchliche Organe

Schwindelgefühle entstehen dann, wenn die an unserem Gleichgewichtssystem beteiligten Sinnesorgane – das Gleichgewichtsorgan des Ohres und die zuständigen Nervenbahnen im Gehirn, die Augen, sowie die Stellungsfühler der Muskulatur, Sehnen und Gelenke – widersprüchliche Informationen an das Gehirn senden.

„Unsere Balance hängt also stark vom Funktionieren verschiedener Körpersysteme ab“, erklärt Dr. Stefan Volkenstein, Oberarzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde an der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie an der Ruhr-Universität Bochum. „Schwindel ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom ganz unterschiedlicher Erkrankungen. Diese beeinträchtigen die Körpersysteme, die für unser Gleichgewicht verantwortlich sind.“

Ursache kann auch Abnutzung der Halswirbelsäule sein

Häufig werden Schwindelgefühle und Gangunsicherheit bei älteren Patienten aber als hinzunehmende Begleiterscheinung des Alters abgetan. Eine große Kohorten-Studie in Deutschland hat Schwindel kürzlich als einen der Faktoren identifiziert, der die Lebensqualität älterer Menschen stark beeinträchtigt und sie beispielsweise davon abhält, an sozialen Aktivitäten teilzunehmen.

Zu den Ursachen zählen beispielsweise Erkrankungen im Innenohr, dem Sitz des Gleichgewichtsorgans, Störungen des Gleichgewichtszentrums im Gehirn, psychische Leiden, aber beispielsweise auch Abnutzungserscheinungen der Halswirbelsäule im Alter. Diese wirken sich auf die Gefäße und Nervenbahnen aus, die für das Gleichgewicht eine Rolle spielen.. So vielfältig wie die Ursachen, sind auch die Formen und die Dauer der Schwindelgefühle.

Bei Schwindel ist sorgfältige Diagnose wichtig

„Schwindelgefühle müssen auch deshalb unbedingt ernst genommen werden“, so der Experte. Wichtig ist dbei die sogfältige Diagnose. Zu den häufigsten Ursachen für Schwindel bei älteren Patienten gehören sensorische Defizite, wie beispielsweise ruckelndes Sehen bei der sogenannte bilateralen Vestibulopathie, einer beidseitigen Schädigung des Gleichgewichtsorgans. Eine weitere Ursache könnte der sogenannte gutartige Lagerungsschwindel sein: Dieser resultiert aus fehlplatzierten Kristallen im Innenohr und tritt bei Veränderungen der Kopflage auf. Bei zentralem Schwindel liegt der Ursprung für die Störung des Gleichgewichtssinns im Gehirn – Tumoren des Hirnstamms oder Multiple Sklerose können beispielsweise der Grund sein.

„Der Schlüssel zur richtigen Diagnose muss bei allen Patienten mit Schwindelsymptomen eine ausführliche Anamnese des Patienten durch den Arzt, sein“, betont Dr. Volkenstein. In diesem Gespräch werden Art, Dauer und Auftreten der Symptomatik systematisch erfasst, ebenso bestehende Erkrankungen des Patienten und mögliche Nebenwirkungen von Medikamenten. Die Diagnose wird meist durch HNO-ärztliche und neurologische Untersuchungsmethoden und bildgebende Verfahren abgesichert. "Richtig diagnostizierte Schwindelsyndrome haben eine gute Prognose und können häufig mit Medikamenten oder auch einem Schwindeltraining zur Sturzprophylaxe behandelt werden.“

Foto: kurhan/fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin
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