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Bei Rückenschmerz auch ans Iliosakralgelenk denken

Freitag, 14. März 2014 – Autor:
Wenn Rückenschmerzen bis ins Bein ausstrahlen, könnte eine Blockade des Iliosakralgelenks dahinterstecken. Das Iliosakralgelenk ist eines der am meisten belasteten Gelenke des ganzen Körpers, wird aber bei der Diagnostik oft vergessen.
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Zum Tag der Rückengesundheit am 15. März geben Patienteninitiativen und Fachgesellschaften jede Menge Tipps zum Thema Rückenschmerz. Das deutsche Serviceportal Gesunder Rücken weist etwa auf das Iliosakralgelenk als möglichen Schmerzverursacher hin: Schätzungsweise 25 Prozent aller chronischen Rückenschmerzen gehen dem Gesundheitsportal zufolge von diesem kleinen Gelenk aus, das am Übergang vom Rücken zum Becken sitzt und von außen unsichtbar ist. Schmerzen im unteren Rücken oder in den Beinen werden jedoch noch viel zu selten dem Iliosakralgelenk zugeordnet. Viele Betroffene haben dadurch einen unnötig langen Leidensweg. Manchmal kann es Jahre dauern, bis ein Arzt die richtige Diagnose stellt.

Das Iliosakralgelenk verursacht oft unspezifische Symptome

Ist das liosakralgelenk durch Degeneration oder Entzündung gestört bzw. blockiert, kann dies heftige Rückenschmerzen verursachen, die möglicherweise in das Bein oder die Leistenregion ausstrahlen. Betroffene sind im Alltag mitunter stark eingeschränkt. „Beschwerden, die vom Iliosakralgelenk ausgehen, sind unspezifisch und treten häufig im Verbund mit anderen Erkrankungen im Bereich der Lendenwirbelsäule auf“, sagt Dr. med. Volker Fuchs, Orthopäde am AMEOS Klinikum St. Salvator Halberstadt. Insbesondere wenn ein Arzt nicht mit der Möglichkeit vertraut sei, dass die Beschwerden vom Iliosakralgelenk ausgehen könnten, werde er möglicherweise eine weniger zielgerichtete Therapie verordnen.

Orthopäden raten Betroffenen bei anhaltenden Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule, eine ausführliche neurologische und orthopädische Untersuchung mit exakter Erhebung der Krankengeschichte durchführen zu lassen. „In der Regel sind auch radiologische Untersuchungen notwendig“, sagt Dr. Bahram Hashemi, Neurochirurg und Schmerztherapeut am Hegau-Klinikum Singen. „Die Beschwerden können durch eine Erkrankung der kleinen Wirbelgelenke, des Iliosakralgelenks oder des Hüftgelenkes zustande kommen. Aber auch Bandscheibenvorfälle beziehungsweise Einengungen im Bereich des Wirbelkanals können Schmerzen im Rücken mit Ausstrahlung bis in die Beine verursachen“, betont Dr. Bahram Hashemi.

Physiotherapie ist das erste Mittel der Wahl

Um zu klären, ob eine Blockade des Iliosakralgelenkes vorliegt, sei es ratsam einen Facharzt aufzusuchen, der mit der Problematik vertraut sei, meint Dr. Pascal Militzer, niedergelassener Neurochirurg aus Heidelberg. „Empfiehlt der Facharzt eine rein auf Physiotherapie basierende Behandlung, sollte man diese in einer Physiotherapiepraxis durchführen lassen, die mit der Behandlung dieser Problematiken ebenfalls gut vertraut ist.“

Physiotherapie gehört neben der Osteopathie sowie einer medikamentösen Schmerztherapie zu den konservativen Behandlungsmethoden und reicht in vielen Fällen schon aus. Eine Schmerzlinderung lässt sich oftmals zudem durch durch spezielle Bandagen erzielen, die das Becken und das betroffene Gelenk äußerlich stabilisieren.

Sind alle konservativen Methoden ausgeschöpft, kann eine relativ neue Operationsmethode eine Linderung des Schmerzleidens versprechen. Bei dem Verfahren namens DIANA gelangt der Arzt über einen schonenden kleinen Schnitt im unteren Bereich der Lendenwirbelsäule an das Iliosakralgelenk. „Dabei wird dem Patienten ein Titan-Implantat eingesetzt, um die schmerzhaften Knochen des Darm- und Kreuzbeins bis zur Einheilung der angelagerten Knochenspäne auf Distanz zu halten“, erklärt Neurochirurg Fuchs. „ So bleiben die Knochen dauerhaft in der richtigen Position und die Spannung des Beckengürtels nähert sich dem Zustand vor der Erkrankung an.“ Das Verfahren werde von sämtlichen Kassen bezahlt, komme aber nur dann in Frage, wenn es keine anderen Behandlungsalternativen mehr gebe.

Foto: © decade3d - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

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