Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bei Reizdarm ist Mikrobiom-Untersuchung unnütz

Dienstag, 2. August 2022 – Autor:
Beim Reizdarm können Probiotika und eine ausgewogene Ernährung helfen. Eine Untersuchung des Mikrobioms hingegen sei unnütz, sagt ein Experte.
Zu den Reizdarm-Beschwerden zählen Bauchschmerzen und Blähungen

– Foto: Adobe Stock/Ton Photographer4289

Beim Reizdarm können Probiotika und eine ausgewogene Ernährung helfen. Eine Untersuchung des Mikrobioms hingegen ist unnütz. Das erklärte Prof. Thomas Frieling, Chefarzt am Helios Klinikum Krefeld, auf der Jahrespressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten im Juli 2022. 

Zunächst räumte der Mediziner mit Irrtümern zum Mikrobiom auf, heißt es in einem Kongressbericht der Pharmazeutische Zeitung. Die Masse des Mikrobioms liege nicht wie häufig behauptet bei 1,5 bis 2 kg, sondern die Bakterienmasse des menschlichen Körpers beträgt insgesamt etwa 200 g.

Bei Reizdarm Vielfalt der Bakterien reduziert

Die Menge der Bakterien im menschlichen Körper übersteige nicht die Zahl der menschlichen Körperzellen um das Zehnfache. Vielmehr wisse man mittlerweile, dass das Verhältnis von Bakterienzahl zur Anzahl der Körperzellen etwa gleichwertig ist, schreibt der Autor der Pharmazeutischen Zeitung.

Richtig ist laut Frieling, dass das Mikrobiom beim Reizdarmsyndrom eine wichtige Rolle spielt. Bei Betroffenen sei die Vielfalt der Bakterien reduziert. Bislang sei es aber noch nicht gelungen, bestimmte Bakterien zu identifizieren, die das Reizdarmsyndrom fördern oder davor schützen.

Bei Reizdarm ist Mikrobiom-Untersuchung unnütz

Der Einsatz von Probiotika sei gerechtfertigt, allerdings könne man kein einzelnes Präparat empfehlen. Vielmehr müsse man verschiedene Mittel ausprobieren, um zu sehen, welches im individuellen Fall hilft, zitiert der Kongressbericht den Mediziner.

Bislang sei es jedenfalls nicht sinnvoll, das Mikrobiom, also die Gesamtheit der Bakterien im Stuhl, untersuchen zu lassen. "Das Geld kann man sich sparen", sagte Frieling. Die Ergebnisse seien durch das Weiterwachsen der Bakterien im Stuhl während des Transports ins Labor nicht repräsentativ für die lokale Situation im Darm. Zudem würde die Rolle der Schleimhaut-assoziierten Bakterien zu wenig berücksichtigt.

Ausgewogene Ernährung beste Maßnahme

Eine besondere Form der Reizdarm-Diät favorisiert Frieling nicht. Eine ausgewogene Ernährung sei die beste Maßnahme. Übergewicht sollte vermindern und auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Beim Verdacht, dass die Reizdarm-Beschwerden mit bestimmten  Lebensmitteln zusammenhängen, könne eine Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Darm , Probiotika , Ernährung

Weitere Nachrichten zum Thema Reizdarm

Zu viele Röntgenuntersuchungen, Schmerzmittel mit Suchtfaktor: Nach dem „Arztreport 2019“ der Barmer sind Diagnostik und Behandlung beim Reizdarmsyndrom zu sehr auf die körperliche Seite der Krankheit fixiert und in bestimmten Fällen sogar riskant. Die Alternative: ein multidisziplinärer Behandlungsansatz, der Ursachen ganzheitlich betrachtet und Ernährung und psychische Ursachen mit einschließt.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin