Bei pflanzlichen Arzneimitteln aufs Kleingedruckte achten
Pflanzliche Arzneimittel haben in der Erkältungssaison Hochkonjunktur. Die freiverkäufliche Tropfen, Pillen und Lutschbonbons sollen bei Husten, Schnupfen und Nasennebenhöhlen-Entzündungen helfen. Doch die verschiedenen Präparate sind oft sehr unterschiedlich zusammengesetzt und daher nur selten miteinander vergleichbar. Darauf hat der pharmazeutische Biologie Dr. Robert Fürst bei einem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer am Freitag hingewiesen. „Über die Qualität eines pflanzlichen Medikaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der verwendete Extrakt hergestellt wurde“, sagte er. Das aber sei oft ein Firmengeheimnis. Die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel könne deshalb nach wissenschaftlichen Kriterien immer nur für ein einzelnes Präparat beurteilt werden. „Wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte im Sinne von ‚Phyto-Generika‘ gibt es aus pharmazeutischer Sicht nicht“, so Fürst.
Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel nicht garantiert
Die Wirkung einiger pflanzlicher Arzneimittel will der Experte gar nicht in Abrede stellen. So sei etwa die Wirksamkeit einzelner Extrakte zum Beispiel aus Efeu, Thymian, Primel, Pelargonie, Purpursonnenhut und Kombinationen aus verschiedenen anderen Pflanzenextrakten gesichert. Doch wenn auf einem Präparat lediglich ein Hinweis wie „enthält Efeublätter“ steht, sei Vorsicht geboten. „Das heißt gar nichts“, betonte Fürst. Stehe auf der Packung „traditionelles Arzneimittel“, sei dies dagegen ein Indiz, dafür dass die Wirksamkeit des Präparats nicht in klinischen Studien untersucht wurde.
Viel trinken ist gut bei Erkältung
Dabei gibt es durchaus Phytopharmaka, die in klinischen Studien ihre Wirksamkeit erwiesen haben. Für den Verbraucher ist das allerdings schwer zu erkennen. Robert Fürst rät deshalb, sich Rat in der Apotheke einzuholen.
Keine nachvollziehbare medizinische Wirkung haben aus seiner Sicht Erkältungstees. „Sie enthalten nur geringe Mengen an Wirkstoffen, und außerdem schwankt der Gehalt von Tasse zu Tasse“, erläuterte der Apotheker. Viel trinken tue bei Erkältung gut, aber das müssten nicht unbedingt Tees aus getrockneten Heilpflanzen sein.
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