Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bei pflanzlichen Arzneimitteln aufs Kleingedruckte achten

Freitag, 27. Januar 2017 – Autor:
Pflanzliche Arzneimittel unterscheiden sich erheblich in ihrer Zusammensetzung. Was wirklich drin ist, weiß oft nur der Hersteller. Das sollten Verbraucher wissen.
Traditionelles Heilmittel oder wissenschaftlich untersucht: Bei pflanzlichen Arzneimittel gibt es große Unterschiede

Traditionelles Heilmittel oder wissenschaftlich untersucht: Bei pflanzlichen Arzneimitteln gibt es große Unterschiede – Foto: Kathrin39 - Fotolia

Pflanzliche Arzneimittel haben in der Erkältungssaison Hochkonjunktur. Die freiverkäufliche Tropfen, Pillen und Lutschbonbons sollen bei Husten, Schnupfen und Nasennebenhöhlen-Entzündungen helfen. Doch die verschiedenen Präparate sind oft sehr unterschiedlich zusammengesetzt und daher nur selten miteinander vergleichbar. Darauf hat der pharmazeutische Biologie Dr. Robert Fürst bei einem internationalen Fortbildungskongress der Bundesapothekerkammer am Freitag hingewiesen. „Über die Qualität eines pflanzlichen Medikaments entscheidet, aus welchem Pflanzenteil und vor allem wie der verwendete Extrakt hergestellt wurde“, sagte er. Das aber sei oft ein Firmengeheimnis. Die Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel könne deshalb nach wissenschaftlichen Kriterien immer nur für ein einzelnes Präparat beurteilt werden. „Wirkstoffgleiche Nachahmerprodukte im Sinne von ‚Phyto-Generika‘ gibt es aus pharmazeutischer Sicht nicht“, so Fürst.

Wirksamkeit pflanzlicher Arzneimittel nicht garantiert

Die Wirkung einiger pflanzlicher Arzneimittel will der Experte gar nicht in Abrede stellen. So sei etwa die Wirksamkeit einzelner Extrakte zum Beispiel aus Efeu, Thymian, Primel, Pelargonie, Purpursonnenhut und Kombinationen aus verschiedenen anderen Pflanzenextrakten gesichert. Doch wenn auf einem Präparat lediglich ein Hinweis wie „enthält Efeublätter“ steht, sei Vorsicht geboten. „Das heißt gar nichts“, betonte Fürst. Stehe auf der Packung „traditionelles Arzneimittel“, sei dies dagegen ein Indiz, dafür dass die Wirksamkeit des Präparats nicht in klinischen Studien untersucht wurde.

Viel trinken ist gut bei Erkältung

Dabei gibt es durchaus Phytopharmaka, die in klinischen Studien ihre Wirksamkeit erwiesen haben. Für den Verbraucher ist das allerdings schwer zu erkennen. Robert Fürst rät deshalb, sich Rat in der Apotheke einzuholen.

Keine nachvollziehbare medizinische Wirkung haben aus seiner Sicht Erkältungstees. „Sie enthalten nur geringe Mengen an Wirkstoffen, und außerdem schwankt der Gehalt von Tasse zu Tasse“, erläuterte der Apotheker. Viel trinken tue bei Erkältung gut, aber das müssten nicht unbedingt Tees aus getrockneten Heilpflanzen sein.

Foto: © Kathrin39 - Fotolia.com

Hauptkategorien: Gesundheitspolitik , Medizin
Lesen Sie weitere Nachrichten zu diesen Themen: Arzneimittel , Erkältung

Weitere Nachrichten zum Thema Pflanzliche Medikamente

Nicht alles, was aus der Natur kommt, ist auch gesund. Heilkräuter und pflanzliche Mittel können sogar gefährlich werden und die Leber schädigen. Selbst grüner Tee wurde bereits mit Leberschäden in Verbindung gebracht.

21.05.2020

Rosenwurz (Rhodiola rosea) wird eine positive Wirkung gegen Stress nachgesagt. Doch die Studienlage ist nicht eindeutig genug, um eine Wirksamkeit zu belegen. Darauf weisen die Verbraucherzentralen und die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hin.

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Kliniken
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin