Bei Niereninsuffizienz drohen zahlreiche Folgeerkrankungen

Rund 4 bis 6 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Nierenschwäche betroffen – Foto: ©peterschreiber.media - stock.adobe.com
Wer unter Niereninsuffizienz leidet, hat auch ein stark erhöhte Risiko für weitere Folgeerkrankungen. Daher müsse bei der Behandlung von Nierenerkrankungen immer der ganze Patient gesehen werden, betonen Experten der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).
Die Niere ist viel mehr als nur ein Ausscheidungsorgan. Sie reguliert unter anderem den Salzhaushalt, trägt zur Blutbildung bei und ist eng mit dem Protein-, Energie- und Knochenstoffwechsel verbunden. „Störungen der Nierenfunktion wirken sich daher prinzipiell auf den ganzen Körper aus“, sagt Professor Jürgen Floege, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik der RWTH Aachen. Die Behandlung nephrologischer Patienten zähle damit zu den komplexesten Aufgaben der Medizin.
Herzinfarkt und Schlaganfall häufige Folgen von Niereninsuffizienz
Eine Niereninsuffizienz ist der stärkste Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Ödeme wie das „Wasser in den Beinen“ oder „Wasser in der Lunge“ sind eine häufige Folge der Niereninsuffizienz, ebenso wie Störungen des Nervensystems, die mit Konzentrationsstörungen und Desorientiertheit einhergehen können. Nicht zuletzt wird auch der Knochenstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen, sodass das Risiko von Knochenbrüchen ansteigt.
Nierenerkrankungen können jeden treffen
Bestätigt wurde dieser Eindruck kürzlich durch kanadische Mediziner, die die Krankendaten von knapp 2,6 Millionen Versicherten auswerteten und Patienten unterschiedlicher Fachärzte auf die Komplexität ihres Gesundheitszustands hin analysierten. Demnach haben Nierenpatienten die höchste Zahl von Komorbiditäten (im Mittel 4,2 zusätzliche Erkrankungen), die größte Zahl verschriebener Medikamente (durchschnittlich 14,2), das höchste Sterberisiko (6,6 Prozent pro Jahr) und das größte Risiko, binnen eines Jahres stationär pflegebedürftig zu werden (2,0 Prozent). „Damit weisen nephrologische Patienten bei vier von neun Komplexitäts-Parametern die höchsten Werte auf und liegen auch bei der Ermittlung der Gesamtkomplexität an erster Stelle“, so Floege.
Nierenkrankheiten können prinzipiell Menschen aller Altersgruppen treffen. Deshalb ist es wichtig, Risikofaktoren schon früh entgegenzuwirken und die im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verankerten Vorsorgeuntersuchungen beim Hausarzt wahrzunehmen.
Foto: © peterschreiber.media - Fotolia.com