Bei Hypertonie-Behandlung nicht zögern
Bluthochdruck, die arterielle Hypertonie, hat sich mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt. Gefährlich daran ist, dass die Erkrankung häufig lange unerkannt bleibt. Unbehandelt kann sie jedoch Herz, Augen und Gehirn schädigen und zu kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.
Ab wann aber ein Blutdruck behandelt werden muss – darüber herrscht Uneinigkeit. So fehlen bisher Studien, die den Nutzen einer blutdrucksenkenden Therapie bei systolischen Ausgangswerten unter 160 mmHg eindeutig beweisen. Und manche Leitlinien empfehlen eine Behandlung der Hypertonie schon ab 140 mmHg bei jüngeren Menschen, andere Empfehlungen sehen eine Therapie in diesem Fall nur vor, wenn noch andere Faktoren das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass es gravierende Folgen haben kann, wenn mit der Hypertonie-Behandlung zu lange gewartet wird.
Hypertonie-Therapie rechtzeitig intensivieren
Für seine Analyse hat das amerikanische Forscherteam um Wenxin Xu vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston die Daten von 88.756 Patienten untersucht, die zwischen 1986 und 2010 antihypertensiv behandelt worden waren. Sie analysierten die Veränderungen in den Therapievorgaben und alle kardiovaskulären Ereignisse. Es zeigte sich, dass das Risiko, an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einer Herzinsuffizienz oder einer Peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) zu sterben, stieg, wenn die Patienten erst ab Werten über 150 mmHg behandelt wurden.
Bekamen die Patienten erst ab 160 mmHg eine adäquate Behandlung, stieg das Risiko um 21 Prozent, ab 170 mmHg sogar um 42 Prozent im Vergleich zu einer Intensivierung der Therapie ab 140 mmHg. Zudem war es nicht nur entscheidend, ab welchen Blutdruckwerten die Hypertonie-Behandlung ausgeweitet wurde, sondern auch, wieviel Zeit nach der ersten Feststellung erhöhter Werte bis zur Intensivierung der Therapie vergangen war. So erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Ereignisse um 12 Prozent, wenn länger als 1,4 Monate gewartet wurde. Auch mit der Kontrolle des Therapieerfolgs darf nicht zu lange gewartet werden. Kamen die Patienten erst nach 2,7 Monaten zur Kontrolle, stieg das Komplikationsrisiko um 18 Prozent.
Blutdruck regelmäßig messen
Die Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention (Hochdruckliga) rät Hypertonie-Patienten, den Blutdruck häufig zu messen. „Bei einem Anstieg sollte man nicht zu lange zögern, sondern die Therapie rechtzeitig anpassen", betont Professor Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga in einem Kommentar zur Studie.
Warum ein Bluthochdruck entsteht, können die Ärzte meistens nicht feststellen. Oft spielen erbliche Faktoren eine große Rolle. Nur selten ist die Erkrankung auf Medikamente oder andere, vorhergehende Erkrankungen zurückzuführen. Dennoch gibt es bestimmte Risikofaktoren. So vermuten Mediziner, dass der Lebensstil eine Rolle spielt. Übergewicht, Stress, Schlafmangel, Alkohol, zu viel Salz und Bewegungsmangel erhöhen das Hypertonie-Risiko vermutlich erheblich.
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