Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt
Logo Gesundheitsstadt Berlin
Das Gesundheitsportal aus der Hauptstadt

Bei Hypertonie-Behandlung nicht zögern

Samstag, 7. März 2015 – Autor:
Manche Ärzte sehen einen systolischen Blutdruck zwischen 140 und 150 mmHg noch nicht als allzu problematisch an. Doch wenn zu spät mit einer Behandlung der Hypertonie begonnen wird, steigt das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen deutlich, wie eine neue Studie nun beweist.
Hypertonie-Behandlung

Gefährdete Patienten sollten den Blutdruck regelmäßig kontrollieren. – Foto: closeupimages - Fotolia

Bluthochdruck, die arterielle Hypertonie, hat sich mittlerweile zur Volkskrankheit entwickelt. Gefährlich daran ist, dass die Erkrankung häufig lange unerkannt bleibt. Unbehandelt kann sie jedoch Herz, Augen und Gehirn schädigen und zu kardiovaskulären Ereignissen wie Schlaganfällen und Herzinfarkten führen.

Ab wann aber ein Blutdruck behandelt werden muss – darüber herrscht Uneinigkeit. So fehlen bisher Studien, die den Nutzen einer blutdrucksenkenden Therapie bei systolischen Ausgangswerten unter 160 mmHg eindeutig beweisen. Und manche Leitlinien empfehlen eine Behandlung der Hypertonie schon ab 140 mmHg bei jüngeren Menschen, andere Empfehlungen sehen eine Therapie in diesem Fall nur vor, wenn noch andere Faktoren das kardiovaskuläre Risiko erhöhen. Eine neue Studie zeigt nun jedoch, dass es gravierende Folgen haben kann, wenn mit der Hypertonie-Behandlung zu lange gewartet wird.

Hypertonie-Therapie rechtzeitig intensivieren

Für seine Analyse hat das amerikanische Forscherteam um Wenxin Xu vom Beth Israel Deaconess Medical Center in Boston die Daten von 88.756 Patienten untersucht, die zwischen 1986 und 2010 antihypertensiv behandelt worden waren. Sie analysierten die Veränderungen in den Therapievorgaben und alle kardiovaskulären Ereignisse. Es zeigte sich, dass das Risiko, an einem Herzinfarkt, einem Schlaganfall, einer Herzinsuffizienz oder einer Peripheren Arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) zu sterben, stieg, wenn die Patienten erst ab Werten über 150 mmHg behandelt wurden.

Bekamen die Patienten erst ab 160 mmHg eine adäquate Behandlung, stieg das Risiko um 21 Prozent, ab 170 mmHg sogar um 42 Prozent im Vergleich zu einer Intensivierung der Therapie ab 140 mmHg. Zudem war es nicht nur entscheidend, ab welchen Blutdruckwerten die Hypertonie-Behandlung ausgeweitet wurde, sondern auch, wieviel Zeit nach der ersten Feststellung erhöhter Werte bis zur Intensivierung der Therapie vergangen war. So erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit für kardiovaskuläre Ereignisse um 12 Prozent, wenn länger als 1,4 Monate gewartet wurde. Auch mit der Kontrolle des Therapieerfolgs darf nicht zu lange gewartet werden. Kamen die Patienten erst nach 2,7 Monaten zur Kontrolle, stieg das Komplikationsrisiko um 18 Prozent.

Blutdruck regelmäßig messen

Die Deutsche Gesellschaft für Hypertonie und Prävention (Hochdruckliga) rät Hypertonie-Patienten, den Blutdruck häufig zu messen. „Bei einem Anstieg sollte man nicht zu lange zögern, sondern die Therapie rechtzeitig anpassen", betont Professor Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Hochdruckliga in einem Kommentar zur Studie.

Warum ein Bluthochdruck entsteht, können die Ärzte meistens nicht feststellen. Oft spielen erbliche Faktoren eine große Rolle. Nur selten ist die Erkrankung auf Medikamente oder andere, vorhergehende Erkrankungen zurückzuführen. Dennoch gibt es bestimmte Risikofaktoren. So vermuten Mediziner, dass der Lebensstil eine Rolle spielt. Übergewicht, Stress, Schlafmangel, Alkohol, zu viel Salz und Bewegungsmangel erhöhen das Hypertonie-Risiko vermutlich erheblich.

Foto © closeupimages - Fotolia.com

Hauptkategorie: Medizin

Weitere Nachrichten zum Thema Blutdruck

Aktuelle Nachrichten

Weitere Nachrichten
Die Langzeitfolgen der Corona-Pandemie machen Beschäftigten in Gesundheitsberufen besonders zu schaffen. Das zeigt eine Analyse der AOK-Nordost für Berlin. Eine Berufsgruppe ist sogar doppelt so oft betroffen wie der Durchschnitt der Versicherten.

Die Charité hat am Montag eine stadtweite Kampagne gestartet, um neue Mitarbeitende zu gewinnen. Besonders Pflegekräfte werden umworben, aber auch in Forschung, Lehre und Verwaltung sucht die Universitätsmedizin Verstärkung.

Trotz internationaler Transparenzregeln werden viele klinische Studien nicht veröffentlicht. Wichtige Ergebnisse bleiben somit verborgen. Dem setzt das Berlin Institute of Health (BIH) der Charité nun mit einem öffentlich einsehbaren Dashboard etwas entgegen.
Interviews
Einen ambulanten Pflegedienst in Berlin zu finden, ist schwierig geworden. Personalmangel ist das Hauptproblem. Dabei gäbe es relativ einfache Lösungen, sagt Thomas Meißner vom AnbieterVerband qualitätsorientierter Gesundheitspflegeeinrichtungen (AVG). Im Gespräch mit Gesundheitsstadt Berlin verrät der Pflegeexperte und Chef eines häuslichen Krankenpflegedienstes, wie man Menschen in den Pflegeberuf locken könnte und warum seine Branche noch ganz andere Sorgen hat als die Personalfrage.

Affenpocken verlaufen in der Regel harmlos. Doch nicht immer. Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie am St. Joseph Krankenhaus in Berlin Tempelhof, über die häufigsten Komplikationen, die Schutzwirkung der Impfung und den Nutzen von Kondomen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten und ein buntes Bild an Beschwerden machen. Bislang ist das wirksamste Gegenmittel eine glutenfreie Ernährung. Gesundheitsstadt Berlin hat mit PD Dr. Michael Schumann über die Auslöser und Folgen der Autoimmunerkrankung gesprochen. Der Gastroenterologe von der Charité hat an der aktuellen S2K-Leitinie „Zöliakie“ mitgewirkt und weiß, wodurch sich die Zöliakie von anderen Glutenunverträglichkeiten unterscheidet.
Logo Gesundheitsstadt Berlin