Bei Diabetes auch auf Parodontitis achten
Diabetiker haben ein dreifach erhöhtes Risiko, an Parodontitis zu erkranken, denn Diabetes fördert lokale Entzündungen im ganzen Körper sowie den programmierten Zelltod von Fibroblasten und Osteoblasten, woraus eine verringerte Kollagen- und Knochenneubildung resultiert und die Wundheilung stark gestört wird. Aber auch umgekehrt kann Parodontitis die Einstellung eines Diabetes mellitus erschweren. „Parodontitis sollte in den Diabetespass aufgenommen werden“, fordert daher Professor Petra-Maria Schumm-Draeger vom Klinikum München-Bogenhausen bei der diesjährigen Veranstaltung „Innere Medizin fachübergreifend - Diabetologie grenzenlos“. Zahnärzte und Diabetologen sollten einen interdisziplinären Untersuchungsalgorithmus zur Prävention und Therapie etablieren, so die Expertin.
Diabetes fördert Entzündungen im Mundraum
Durch Diabetes kommt es zur sogenannten Mikroangiopathie, einer Verdickung der kleinen Blutgefäße, bis zur Verstopfung der Gefäße. Hierdurch kommt es zu Durchblutungsstörungen, wodurch auch der Zahnhalteapparat nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann. Da aber gerade der Mundraum stark von Bakterien besiedelt ist, kommt es nun leicht zu Entzündungen am Zahnfleisch und Zahnhalteapparat. Und da die Wundheilung bei Diabetikern generell gestört ist, kann sich leicht eine Parodontitis entwickeln.
Diese Folgen sind insbesondere deshalb problematisch, weil eine Parodontitis das ohnehin erhöhte Risiko von Diabetikern, Folgeerkrankungen wie die arterielle Verschlusskrankheit, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu entwickeln, zusätzlich vergrößert. Studien konnten zeigen, dass eine unbehandelte Parodontitis das Risiko, an den Komplikationen eines Diabetes mellitus zu sterben, um das 2,3-Fache erhöht.
Parodontitis-Behandlung kann bei Diabetes helfen
Schumm-Draeger betont daher, wie wichtig es sei, dass sich Diabetologen auch immer für den Zahnstatus und die Zahnärzte für den Blutzucker interessieren. Zahnärzte könnten bei Parodontitis auch ein Diabetes-Screening erwägen. Wichtig seien eine frühe Diagnose und Parodontitis-Therapie. „Bei Typ-2-Diabetikern kann eine Parodontitisbehandlung zur Stoffwechseleinstellung beitragen“, betont auch Professor Thomas Kocher von der Universitätszahnklinik in Greifswald. Neben einer guten Mundhygiene seien generell ein gesunder Lebensstil, der Verzicht auf Tabakkonsum sowie nur wenig Alkohol wichtige Faktoren, um einen Diabetes in den Griff zu bekommen.
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