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Behandlungsfehler: Statistik der Ärztekammern

Dienstag, 24. Juni 2014 – Autor: Angela Mißlbeck
Mehr als 12.000 Beschwerden über Behandlungsfehler sind bei den Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern im vergangenen Jahr eingegangen. Von den gut 7900 bearbeiteten Anträgen bestätigte sich in rund jedem vierten Fall der Verdacht. Genau 2243 Behandlungsfehler stellten die Kammereinrichtungen fest.
Bundesärztekammer sieht jeden vierten Behandlungsfehlervorwurf bestätigt.

Jeder vierte Verdacht auf einen ärztlichen Kunstfehler bestätigt sich. – Foto: mapoli-photo - Fotolia

Von den festgestellten Fehlern hatten 1864 nachgewiesene Folgen. 77 Behandlungsfehler führten zum Tod, etwa 38 Prozent hatte bleibende Schäden zur Folge. Der überwiegende Teil jedoch führte zu geringfügigen oder vorübergehenden Schäden (58%).

Meiste Kunstfehler passieren bei Knie, Hüfte und Knochenbrüchen

Mit Abstand die meisten Behandlungsfehler registrierten die Kammereinrichtungen im Fachgebiet Orthopädie/Unfallchirurgie. Knie- und Hüftgelenksarthrosen und Knochenbrüche waren die häufigsten Erkrankungen, die zu Behandlungsfehlern im Krankenhaus führten. Ein knappes Drittel der Fehler in Kliniken (29%) passierte bei Operationen, genau ein Viertel bei der Diagnostik (25%). Die Indikationsstellung – also die Entscheidung, ob eine Behandlung angezeigt ist und welche – war mit einem Anteil von 8,2 Prozent die vierthäufigste Fehlerart im Krankenhaus. „Wir lesen immer wieder in Gutachten, dass die Indikationsstellung zu weit gefasst war“, sagte der Patienten-Rechtsanwalt Frank Teipel. Die Regel sei das aber nicht.

Teipel lobte das Vorgehen der Schlichtungsstellen und warb dafür, bei einem Verdacht auf Behandlungsfehler diesen Weg zu gehen. Er führe mitunter schneller zu einem vernünftigen Gutachten als ein Gerichtsprozess. Der Patientenanwalt sieht aber auch politisch noch Nachholbedarf. Er zeigte sich enttäuscht, dass es mit dem Patientenrechtegesetz nicht gelungen sei eine Beweislasterleichterung für Patienten zu erreichen.

Niedergelassene Ärzte machen die meisten Fehler bei der Diagnostik

Niedergelassenen Ärzten unterlaufen die meisten Fehler bei der Brustkrebsbehandlung, aber auch bei der Behandlung von Patienten mit Rückenschmerzen, Gelenkarthrosen und Frakturen. Ein Fehlerschwerpunkt in den Arztpraxen liegt bei der Diagnostik. Fast vier von zehn Fehlern passierten bei der Diagnosestellung (37,2%), davon der Löwenanteil (15,9%) im Zusammenhang mit bildgebenden Verfahren. 8,9% der Fehler bei niedergelassenen Ärzten ereigneten sich bei ambulanten Operationen. Die Indikationsstellung war bei 6,4 Prozent der bestätigten Fehler falsch.

Die Fehlerzahlen müssten in Bezug zur Gesamtzahl der rund 700 Millionen Behandlungen im ambulanten Bereich und etwa 1,8 Millionen stationären Krankenhausfälle gesetzt werden. Das forderte Dr. Andreas Crusius, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender der Ständigen Konferenz der Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärztekammern. „Jeder Behandlungsfehler ist einer zu viel, aber ich möchte die Dinge einordnen“, sagte Crusius. Er wies zudem darauf hin, dass die Arbeitsintensität der Ärzte in den vergangenen Jahren enorm gestiegen sei und die Komplexität der Medizin ständig zunehme.

Foto: mapoli-photo - Fotolia.com

Hauptkategorie: Gesundheitspolitik

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