Bayern startet Pilotprojekt für Kinder mit seltenen Erkrankungen
Kinder und Jugendliche mit komplexen oder seltenen Erkrankungen brauchen Spezialisten. Geeignete Anlaufstellen findet man bestenfalls in Ballungszentren, auf dem Land jedoch so gut wie nirgends. Die kleinen Patienten müssen deshalb oft lange Wege in Kauf nehmen, um einen spezialisierten Arzt zu sehen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) Bayern hat auf dieses Manko jetzt reagiert und ein telemedizinisches Pilotprojekt namens PädExpert ins Leben gerufen. Es vernetzt den Kinderarzt mit hochspezialisierten Kollegen online. Über eine gesicherte Datenverbindung können die Ärzte Diagnosen einholen und die Behandlung abstimmen, ohne dass der Patient den Facharzt aufsuchen muss.
Kinderärzte ziehen Expertenkonsil online zu Rate
In einer Testphase wurden bereits 400 Kinder und Jugendliche mit schweren chronischen Erkrankungen in das Expertenkonsil einbezogen. Nach Auskunft von Dr. Martin Lang, Vorsitzender der Kinder- und Jugendärzte Bayern, ließen sich in zwei von drei Fällen die Fragestellungen per Telemedizin lösen. Ein Besuch beim Facharzt sei in diesen Fällen nicht erforderlich gewesen und auch die Diagnose sei schneller erfolgt als sonst. „Die Ergebnisse sind vielversprechend“, erklärte Lang auf dem 122. Internistenkongresses in Mannheim. Sowohl Ärzte als auch Patienten seine zufrieden mit dem neuen System. „Die Patienten sparen sich auf diese Weise lange Anfahrtswege und Wartezeiten beim Fachpädiater“, beschreibt Lang die Vorteile der hochspezialisierten und wohnortnahen Versorgung.
PädExpert steht seit 1. Februar allen niedergelassenen Kinder- und Jugendärzten in Bayern zur Verfügung. Der deutschlandweite Einsatz des Telemedizin-Systems ist ab 1. Juli geplant.
Digitalisierung der Medizin verändert ärztliche Tätigkeit
Digitale Medizin ist ein Schwerpunkt des diesjährigen Internistenkongresses, der am Dienstag zu Ende gegangen ist. Kongresspräsident Prof. Gerd Hasenfuß ist sich sicher, dass sich die sich die ärztliche Tätigkeit im Kontext von PädExpert und anderen E-health-Angeboten verändern wird. „Während es vor zehn Jahren noch nicht einmal Smartphones gab, bieten Firmen heute weit über 100. 000 Gesundheits-Apps an“, sagte er. Doch nicht alles sei von gesicherter Qualität. Er fordert deshalb, die digitale Entwicklung aktiv und qualitätsgesichert zu gestalten, um sie „systematisch für eine bessere Versorgung nutzen zu können.“
© Monkey Business - Fotolia.com