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Bauchfett: Der „Apfeltyp“ lebt gefährlicher als der „Birnentyp“

Mittwoch, 2. November 2022 – Autor:
Apfel oder Birne, Bierbauch oder Hüftgold? Beim Übergewicht sind nicht allein die bloßen Kilos entscheidend, sondern vielmehr die Frage, wie und wo das Körperfett verteilt ist. Der Taillenumfang ist aussagekräftiger als die Kilos auf der Waage.
Grafik: Apfeltyp und Birnentyp illustrieren verschiedene Formen der Fettverteilung am Körper.

Zwei Formen der Fettverteilung im Körper: Der „Apfeltyp“ (links) gilt als problematischer als der „Birnentyp“, denn das Bauchfett produziert Hormone und Substanzen, die aktiv, aber in ungesunder Weise, in den Stoffwechsel eingreifen. – Foto: AdobeStock/sssimone

Einen Waschbrettbauch haben wohl die wenigsten Menschen, ein kleines Bäuchlein schon eher. Entwickelt sich dieses Bäuchlein allerdings zu einem stattlichen Bauch, dann kann es gefährlich für die Gesundheit werden. „Beim Übergewicht ist auch die Frage ausschlaggebend, wie sich die Fettdepots am Körper verteilen", sagt Astrid Maroß, Ärztin im AOK-Bundesverband. „So ist das Bauchfett beim sogenannten Apfeltyp problematischer als das Fett um die Hüften beim Birnentyp." Menschen mit einer apfelförmigen Figur haben ein größeres Risiko für Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Menschen mit einer birnenförmigen Figur.

Hüftfett sitzt unter der Haut, Bauchfett an den inneren Organen

Das Bauchfett – medizinisch „Viszeralfett“ genannt – hat laut AOK andere Eigenschaften als der Speck um die Hüften, der auch als „subkutanes“, also als „unter der Haut liegendes“ Fett bezeichnet wird. Das merkt man schon daran, dass sich ein Bierbauch fest anfühlt, das „Hüftgold" sich aber als Speckröllchen mit Daumen und Zeigefinger ertasten lässt. „Das Bauchfett ist deshalb gefährlicher, da es an den inneren Organen sitzt und auch in die tiefen Schichten hineinreicht. Und es ist besonders stoffwechselaktiv“, sagt AOK-Ärztin Maroß.

Wie Bauchfett in den Stoffwechsel eingreift

„Die Botenstoffe, die es produziert, setzen Entzündungen in Gang, stören Stoffwechselprozesse und belasten die Blutgefäße", sagt die Medizinerin. „Dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Arteriosklerose, Herzinfarkt, Schlaganfall, aber auch für Störungen des Stoffwechsels wie erhöhte Blutfett- oder Blutzuckerwerte bis hin zu Diabetes mellitus und metabolischem Syndrom."

Bauchfett produziert Hormone wie ein regelrechtes Organ

Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft spricht sogar davon, dass das Bauchfett wie ein eigenes Organ zu betrachten ist, weil es so viele Hormone und Substanzen produziert. Wo sich die Fettpölsterchen ansammeln, lässt sich nicht beeinflussen. Dazu Maroß: „Das ist genetisch bedingt, aber auch abhängig vom Geschlecht: Von den kritischen Fettansammlungen im Bauchraum sind mehr Männer als Frauen betroffen. Doch auch bei Frauen kann sich Bauchfett anlagern, vor allem wenn sich mit den Wechseljahren die Hormone umstellen."

Wie lässt sich Bauchfett zuverlässig kontrollieren?

Bei Körperfett ist weniger die Masse das Entscheidende, sondern die Verteilung. Deshalb gilt hier auch der allseits bekannte Body-Mass-Index (BMI) als nur begrenzt aussagekräftig, denn er erfasst die Fettverteilung nicht. Den Taillenumfang zu messen, gilt hier als der geeignete Kontrollmaßstab. Beträgt der Bauchumfang – gemessen etwa auf Höhe des Bauchnabels – über 102 Zentimeter bei Männern und über 88 bei Frauen, deutet das auf kritisches Viszeralfett hin. So misst man die Taille richtig:

  • Vor dem Frühstück am freien Oberkörper messen
  • Maßband zwischen unterste Rippe (Rippenbogen) und Oberkante des Hüftknochens (Beckenkamm) ansetzen, also etwa auf Höhe des Bauchnabels
  • Maßband eng anlegen
  • Bauch entspannen und ausatmen

Jeder vierte Erwachsene ist stark übergewichtig

Laut der Deutschen Adipositas-Gesellschaft gilt in Deutschland jeder vierte Erwachsene als stark übergewichtig. Das sind etwa 16 Millionen Menschen. Die Corona-Pandemie hat den Trend zum Übergewicht allgemein weiter verschärft und das Zu-Hause-Hocken tat der Figur nicht immer gut. So hatte beispielsweise eine Umfrage von circa 1.000 Erwachsenen im Auftrag der Technischen Universität München ergeben, dass fast 40 Prozent der Befragten bereits bis Frühjahr 2021 im Schnitt 5,5 Kilogramm zugenommen hatten.

Hauptkategorie: Medizin
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