
Bandscheiben sind Schwerarbeiter im menschlichen Körper. Sie geben der Wirbelsäule Elastizität, stützen jede Bewegung und dämpfen Stöße ab. Verschleiß und Abnutzung sind da leider vorprogrammiert.
Wenn ein Bandscheibenvorfall Rückenschmerzen auslöst, versucht die Medizin, den Patienten erst einmal mit der Strategie „konservativ“ zu behandeln: mit Krankengymnastik, Schmerzmitteln und Rückenschule – und ohne Operation. Liegt den chronischen Schmerzen aber ein mechanisches Problem im Rücken zugrunde, kann ein chirurgischer Eingriff nötig werden. Das ist beispielsweise dann der Fall sein, wenn vorgefallene Bandscheibenteile einen Nerv einquetschen.
Minimalinvasive OP: Ein Mini-Schnitt von zehn Millimetern
Für dieses Problem stehen heute mehrere minimalinvasive Operationstechniken zur Verfügung, die alle das Ziel haben, die gequetschte Nervenwurzel durch die Befreiung von vorgefallenem Bandscheibengewebe zu entlasten. Wird mit diesem Verfahren operiert, genügt zur Einführung der endoskopischen OP-Instrumente in den Körper ein sehr kleiner Hautschnitt von nur sieben bis zehn Millimetern Länge. Der wesentliche Vorteil ist, dass auf dem Weg durch Muskulatur Knochen und im Wirbelkanal nur sehr wenig Gewebe zerstört wird, so dass die auf der Haut sichtbaren Vernarbungen deutlich geringer ausfallen als bei der klassischen „offenen“ Operation. Da die Patienten schon kurze Zeit nach diesem Eingriff wieder aufstehen können, ist eine minimalinvasive Bandscheiben-Operation auch ambulant möglich.
Bandscheibenvorfall: Wann eine OP empfohlen wird
„Eine Bandscheiben-Operation wird dringend empfohlen, wenn es durch die Quetschung der Nervenwurzel nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu neurologischen Ausfallserscheinungen gekommen ist“, heißt es beim „Bundesverband für ambulantes Operieren“ (BAO): wenn Fußheber- oder Fußsenker-Muskel geschwächt sind oder ein Taubheitsgefühl im Ausbreitungsgebiet der Nerven da ist. Sofort – das heißt: innerhalb weniger Stunden – muss operiert werden, wenn Ausfallerscheinung im Bereich der Blasen- und Darmkontrolle auftreten. Auch wenn sich die Rücken- und Beinschmerzen innerhalb von sechs bis acht Wochen trotz intensiver konservativer Therapie mit Krankengymnastik und abschwellenden Medikamenten nicht bessern, kann eine Operation angezeigt sein.
OP dauert etwa eine Stunde
Eine Bandscheiben-OP kann unter Vollnarkose vorgenommen werden oder unter Periduralanästhesie. Bei Letzerer wird nur die betreffende Körperregion betäubt, der Patient selbst bleibt bei Bewusstsein. Die Dauer des Eingriffs hängt von der verwendeten Technik und den jeweiligen Gegebenheiten ab. Im Normalfall rechnet man etwa mit 30 bis 60 Minuten.
Direkt nach der Operation können sich die Patienten schon im Bett bewegen, ohne Angst haben zu müssen, dass etwas passiert. Sobald die Narkosewirkung vollständig abgeklungen ist, können Sie mit Hilfestellung über die Bauchlage aus dem Bett rollend aufstehen.
Mehrere Stunden unter medizinischer Beobachtung
„Auch bei der ambulanten Bandscheibenoperation bleiben Sie nach dem Eingriff noch für mehrere Stunden unter Beobachtung – so lange bis Sie aufstehen können und sich fit für den Heimweg fühlen“, heißt es beim Bundesverband für Ambulantes Operieren. „Die Narkose wird relativ schnell nachlassen, so dass sie bald wieder ansprechbar sind. Bis Sie wieder völlig klar im Kopf sind, kann es aber noch etwas länger dauern. Der Heimweg sollte möglichst liegend erfolgen – entweder mit einem speziellen Krankentransport oder auf dem Liegesitz eines Autos.“
Autofahren nach drei Wochen wieder möglich
Ab dem dritten Tag nach der Operation können Patienten wieder duschen, wobei der Verband wasserdicht abgeklebt werden sollte. Nach etwa einer Woche kann mit einer intensiven Krankengymnastik begonnen werden, eventuell auch in Form einer ambulanten Rehabilitation. Das selbstständige Autofahren ist je nach Heilungsverlauf nach zwei bis drei Wochen wieder erlaubt. Längere Strecken sollten aber noch vermieden werden.