Immer mehr Untersuchungen zeigen, dass Operationen bei Rückenschmerzen nicht immer die richtige Wahl sind. Oft sind konservative Behandlungsmethoden einer Operation im Ergebnis gleichwertig – und das ohne die Risiken und Nebenwirkungen eines chirurgischen Eingriffs. Dennoch legen sich viele Menschen mit Rückenschmerzen recht schnell unter das Messer. Nun haben Forscher vom Hamburg Center for Health Economics (HCHE) untersucht, wie oft vor Bandscheiben-Operationen konservative Behandlungsmethoden voll ausgeschöpft wurden.
Berufstätige Männer ziehen Operation vor
Für die Studie wurden über 6.000 Versicherte der Barmer GEK befragt, die 2014 und 2015 an der Bandscheibe operiert worden waren. Fast 50 Prozent der Angeschriebenen hatte geantwortet. Wie sich zeigte, wurden bei einem Drittel der Betroffenen konservative Therapieverfahren nicht konsequent verfolgt oder die Patienten wurden trotz Ansprechens der Therapie operiert.
Auch wenn vielfach ohne akute Indikatoren operiert wurde, hielten die Patienten die Operation dennoch für den richtigen Weg. Grund dafür war häufig die Sorge, ohne Operation den Beruf nicht mehr ausüben zu können. Außerdem waren viele Patienten der Überzeugung, dass ein Eingriff die bessere Möglichkeit sei, um die Schmerzen zu beheben. Vor allem Männer mittleren Alters, die im Beruf stehen, haben eine Operation anderen Methoden vorgezogen.
Multimodale Therapie meist Mittel der Wahl
Zu den konservativen Methoden gehören Medikamente, Bewegung, Krankengymnastik, Massagen und psychologische Strategien. Als am wirksamsten bei Rückenschmerzen hat sich eine multimodale Therapie, die solche Therapieansätze kombiniert, erwiesen.
Die Studie zeigte auch, dass Patienten, die sich vor einem Eingriff eine Zweitmeinung eingeholt hatten, häufiger konservativ therapiert wurden. „Dies zeigt, wie wichtig es ist, entsprechende Beratungsangebote auszubauen“, erklärt HCHE-Forscher Professor Mathias Kifmann und regt an, konservative Therapiemöglichkeiten insbesondere für Berufstätige besser verfügbar zu machen. In Anbetracht der oft zeitintensiven konservativen Therapien könnten auch spezialisierte Angebote für bestimmte Berufsgruppen von Nutzen sein.
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